Was bedeutet COPD?

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist eine der weltweit führenden Todesursachen (Platz 4), denn COPD wird vielfach nicht in die Diagnostik der Ärzte mit einbezogen oder nicht erkannt. Dies trifft selbst für fortgeschrittene Erkrankungsstadien zu, in denen es bereits zu irreversiblen Einschränkungen der Lungenfunktion gekommen ist.

Neben Präventionsmaßnahmen, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der chronischen Atemwegserkrankung ist es von erheblicher Bedeutung, das Krankheitsbild der COPD rechtzeitig zu diagnostizieren.

Bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung handelt es sich um eine Erkrankung der Lunge, die ein Leben lang besteht und selbst bei rechtzeitigem Behandlungseintritt nur hinsichtlich ihres Schweregrades behandelt werden kann.

Im Unterschied zu einer chronischen Bronchitis oder auch zu Asthma bronchiale,bildet sich bei der COPD neben einer Verengung oder Verstopfung der oben beschriebenen Atemwege eine langandauernde bzw. lebenslange Symptomatik.

Chronische obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem treten (wegen der gemeinsamen Ursache) in vielen Fällen parallel auf und verlaufen im Endstadium sehr ähnlich, so dass es schwer fällt, sie differenziert zu betrachten.

Die übergeordnete Bezeichnung dieser Erkrankung lautet COPD.

Das Lungenemphysem

Charakteristisch für das Lungenemphysem ist eine Überblähung des Lungengewebes infolge einer Überdehnung. Bei einem Lungenemphysem, das in der Regel immer chronisch verläuft, finden entzündliche Prozesse in der Lunge statt, welche die Wände zwischen den Lungenbläschen (Alveolen) auflösen.

Als Ursache wird ein Ungleichgewicht zwischen zerstörenden und schützenden Enzymen in den Alveolen angenommen, indem bei diesen entzündlichen Prozessen aus Granulozyten (der Abwehr dienende weiße Blutkörperchen) Gewebe spaltende Enzyme freigesetzt werden.

Dadurch verringert sich die Anzahl der für Sauerstoffaufnahme und –austausch erforderlichen Bläschen und die Lufträume in der Lunge vergrößern sich. Statt unzähliger

traubenähnlicher gesunder Einzelzellen stehen nun nur noch große träge Blasen zu Verfügung.

Als Folge der Erweiterung der Lufträume verringert sich über mehrere Jahre fortschreitend die Lungenelastizität, was zu einer Überdehnung der Lunge mit Minderdurchblutung und einem nicht rückbildungsfähigem Schwund von Lungengewebe führt.

Die aufgeblähte Lunge behindert so das umliegende Lungengewebe. Damit wird auch Sauerstoff sehr viel schlechter aufgenommen und Kohlendioxid nicht im erforderlichen Maße abgegeben, was

- die Atemfunktion einschränken und

- andere Organe schädigen kann.

Als Folge einer Nichtbehandlung kann ein Emphysem dazu führen, dass der Herzmuskel - welcher nun mehr Blut transportieren muss, um die erforderliche Menge Sauerstoff an die Organe zu verteilen - durch die erhöhte Pumpleistung geschädigt wird. Insofern ist der Herztod - nicht der Erstickungstod - häufige Folge der Erkrankung.

Hauptrisiko: Rauchen

Häufigste Ursache des Lungenemphysems ist das Rauchen. Da im Zigarettenrauch Substanzen enthalten sind, die die Freisetzung der gewebespaltenden Enzyme beschleunigen.

Rauchen schwächt damit das Immunsystem und erhöht so die Infektanfälligkeit für häufige Entzündungen der Bronchien, die dann zu einer chronischen Bronchitis führen.

Andere Ursachen können ebenfalls zur Entstehung eines Lungenemphysems beitragen, wenn gleich sie im Verhältnis zur Schädigung durch Rauchen nur eine untergeordnete Rolle spielen:

• eine angeborene, erbliche Stoffwechselstörung, ein sogenannter Protease-Inhibitormangel (Anti-1-Antitrypsinmangel) - sehr geringer Prozentsatz

• Staubbelastungen

• Chemische Substanzen (Aluminium, Beryllium, Cadmium, Lost (Schwefel-

Stickstoff-Verbindungen))

• Druckbelastungen

Feinstäube treten z.B. im Steinkohlebergbau, in Steinbrüchen, Erzgruben oder als organische Mischstäube wie Futtermittel, Rohbaumwolle oder Flachs auf.

Druckbelastungen der Lunge können durch Überdehnung der Alveolen ebenfalls zu einem Emphysem führen. Derartige Druckbelastungen treten z.B. bei Berufsmusikern (Bläsern) oder Glasbläsern auf.

Symptome

Je nach Ausprägung der Veränderungen kommt es bei einem Lungenemphysem zu einer Leistungsminderung in Verbindung mit:

• Atemnot - anfangs unter Belastung, später auch in Ruhe -

• Husten

• Auswurf

Der Brustkorb ist dabei oft fassförmig gebläht und die Ausatmungsphase ist deutlich verlängert. Nach dem äußeren Erscheinungsbild der Erkrankten können zwei Typen unterschieden werden, wobei fließende Übergänge möglich sind:

Rosa Keucher (pink Puffer)

- eher mager, Verlust von Muskelmasse (Kachexie)

- schwere Atemnot

- niedriger Sauerstoff, aber normalem Kohlendioxidgehalt im Blut

- ohne Zyanose (Blauverfärbung infolge einer Sauerstoffuntersättigung)

- teilweise Reizhusen

Blauer Huster (blue Bloater)

- übergewichtig

- zyanotisch, d.h. mit blauroter Verfärbung an Lippen und Nägeln

- aufgrund des Sauerstoffmangels

- geringer Luftnot

- häufig Husten mit Auswurf

Anzeichen einer akuten Verschlimmerung (Exazerbation)

Die Gefahr, dass die Erkrankung unerkannt oder unbehandelt bleibt und weiter fortschreiten kann, besteht erst dann, wenn folgende Symptome auftreten:

- zunehmende Atemnot

- zunehmender Husten

- Zunahme des ausgehusteten Schleimes

- farbliche Veränderung des Auswurfes

- Zunahme der Auswurfzähigkeit

Schweregradeinteilung

Entsprechend der Empfehlungen der internationalen Expertenkommission

“Global initiative of Obstructive Lung Disease (GOLD)” wurde die COPD bisher in die Schweregrade I – IV eingeteilt. Ende 2011 wurden diese Empfehlungenaktualisiert. Die Einteilung erfolgt nun in vier Gruppen A – D.

Da in der täglichen Praxis häufig noch die ursprünglichen Schweregradeinteilungen

benannt werden, möchten wir Ihnen nachfolgend beide Einteilungen erläutern. Zudem ist die ursprüngliche Einteilung weiterhin ein integrierter Bestandteil der neuen erweiterten Empfehlungen der Schweregrade.

Frühere Einteilung der Schweregrade

Die bisherige Schweregradeinteilung erfolgte ausschließlich durch die Messung der Lungenfunktion.

Schweregrad 1

– leichte Atemwegsobstruktion, in der Regel bestehen chronischer Husten und/oder Auswurf. Atemnot wird häufig von den Betroffenen noch nicht bemerkt. Die Einschränkung der Lungenfunktion ist dem Patienten nicht immer bewusst.

Schweregrad II

– Zunahme der Atemwegsobstruktion, charakterisiert mit FEV1-Werten zwischen 50 % und weniger als 80 % des Sollwertes, kann einhergehen mit einer Zunahme der Symptomatik (Husten, Auswurf, Atemnot unter Belastung).

Schweregrad III

– ausgeprägte Atemwegsobstruktion mit FEV1-Werten zwischen 30 % und < 50 % des Sollwertes, häufig mit weiterer Zunahme der zuvor beschriebenen Symptome.

Schweregrad IV

– Atemnot bei geringster Belastung oftmals schon bei Ruhe. Schwere Einschränkungen der Lungenfunktion, ausgeprägte Atemwegsobstruktion mit einem FEV < 30 % des Sollwertes. Bei weiterem Fortschreiten zeigen sich ein deutlicher Sauerstoffmangel sowie oftmals ein Anstieg des Kohlendioxids im Blut.

Neue Empfehlung der Schweregradeinteilung

Ergänzend zu der Lungenfunktionsmessung (siehe oben) wird als weiteres Kriterium jetzt auch die Schwere der Symptome mittels Fragebogentest erfasst, bewertet und in die Stadien-Zuordnung einbezogen.

Das dritte wichtige Kriterium für die Einteilung der Stadien bildet das Risiko für Exazerbationen, also für akute Verschlechterungen der COPD. Erfasst wird das Exazerbationsrisiko anhand vergangener Exazerbationen innerhalb der letzten 12 Monate.

Schweregrad A

– niedriges Risiko und weniger Symptome – d.h. Schweregrad I oder II des Lungenfunktionstests, keine oder maximal eine Exazerbation in den letzten 12 Monaten und die Ergebnisse des Fragebogentests zeigen auf, dass wenige Symptome vorliegen.

Schweregrad B

– niedriges Risiko und vermehrte Symptome – d.h. Schweregrad I oder II des Lungenfunktionstests, keine oder maximal eine Exazerbation in den letzten 12 Monaten und die Ergebnisse des Fragebogentests zeigen auf, dass vermehrt Symptome vorliegen.

Schweregrad C

– hohes Risiko und weniger Symptome – d.h. Schweregrad III oder IV des Lungenfunktionstests, mindestens zwei oder mehr Exazerbationen in den letzten 12 Monaten und die Ergebnisse des Fragebogentests zeigen auf, dass wenige Symptome vorliegen.

Schweregrad D

– hohes Risiko und vermehrte Symptome – d.h. Schweregrad III oder IV des Lungenfunktionstests, mindestens zwei oder mehr Exazerbationen in den letzten 12 Monaten und/oder mehr als ein Krankenhausaufenthalt. Die Ergebnisse des Fragebogentests zeigen auf, dass vermehrt Symptome vorliegen.

Ziele der Therapie

Bereits eingetretene Veränderungen des Lungengewebes aufgrund eines Lungenemphysems sind irreversibel. Die Therapie kann daher den Krankheitsverlauf nur verzögern, um die noch vorhandenen Reserven bestmöglich zu nutzen.

Die Ziele der Therapie müssen daher sein:

• die Inhalation krankmachender Substanzen zu vermeiden

• Infekte der Luftwege konsequent und möglichst rechtzeitig behandeln

• Steigerung der körperlichen Belastbarkeit

• Linderung von Symptomen

• Vermeidung von akuten Verschlechterungen

• Steigerung der Lebensqualität

• Vermeidung von Komplikationen

Dabei kann in jedem Stadium der Erkrankung (Schweregrade) nichtmedikamentös und medikamentös therapiert werden.