Empfehlungen zum Lungensport und körperlichem Training

Bei Patienten mit Lungenkrankheiten tritt unter körperlicher Belastung rascher Atemnot auf als bei Gesunden. Folge der Luftnot unter Belastung ist eine körperliche Schonung, die zur Abnahme der Kondition und der Leistungsfähigkeit von Herz-/Kreislauf und Muskulatur führt. Der betroffene Lungenkranke wird hierdurch immer weniger mobil. Seine Lebensqualität sinkt. Dies kann zu Depressionen führen und zu einer Verschlechterung seiner Leistungsfähigkeit wie auch der zugrunde liegenden Lungenerkrankung.

Ziele

Ziele des Lungensports bestehen in der Verbesserung und Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Mittels Lungensport und körperlichem Training kann die Leistungsfähigkeit der Muskulatur so verbessert werden, dass höhere Belastungen mit weniger Atemaufwand durchgeführt werden können. Außerdem können Kraft und Beweglichkeit des Brustkorbs durch den Lungensport erhalten werden, so dass der lungenkranke Patient besser abhusten kann.

Effekte

Am besten sind die Effekte von Sport und körperlichem Training bei der COPD untersucht. Hier führt körperliches Training zu einer Linderung der Beschwerden, einer Besserung der Belastbarkeit, einer Steigerung der Lebensqualität und zu einer Abnahme akuter Verschlechterungen. Positive Effekte des Lungensportes sind auch für das Asthma bronchiale, Patienten mit Lungenfibrose, mit Mukoviszidose und vereinzelt auch mit pulmonaler Hypertonie berichtet worden.

In den neuen Empfehlungen zum Lungensport und zum körperlichen Training werden gegenüber der Empfehlung aus dem Jahre 2000 nicht nur Kinder und Erwachsene mit Asthma sowie Patienten mit COPD bei der Empfehlung berücksichtigt, sondern auch Patienten mit interstitiellen Lungenkrankheiten (Lungenfibrosen), Mukoviszidose und Hochdruck im Lungenkreislauf.

Voraussetzungen zur Teilnahme

Voraussetzung für die Teilnahme am Lungensport ist eine ärztliche Untersuchung, bei der die Gefährdung durch den Lungensport in Abhängigkeit vom Schweregrad der Einschränkung der Lungenfunktion und von den Begleitkrankheiten beurteilt wird. Eine Mindestbelastung von 25 Watt über 3 Minuten oder eine Gehstrecke über 200 m werden für die Teilnahme am ambulanten Lungensport gefordert. Die Sauerstoffsättigung soll unter Belastung über 90% liegen, andernfalls sollte der Lungensport unter Sauerstoffgabe erfolgen. Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße oder bedrohliche Herzrhythmusstörungen müssen ausgeschlossen werden durch ein EKG bzw. durch ein Belastungs-EKG. Die Blutdruckwerte sollten unter 220 mmHg für den oberen (systolischen) Blutdruckwert und unter 120 mmHg für den unteren (diastolischen) Blutdruckwert liegen. Körperliches Training sollte mit ca. 60-70% der maximalen Herzfrequenz betrieben werden.

Wichtig ist, dass beim Lungensport zunächst die aktuelle Befindlichkeit geprüft wird, dann eine Aufwärmphase erfolgt. In der Hauptphase des Trainings ist die Trainingsintensität in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung und der Leistungsfähigkeit des Patienten festzulegen. Die Leitung der Lungensportgruppen wird durch Fachübungsleiter für den Bereich Lungensport übernommen. Eine Arztanwesenheit ist nicht zwingend erforderlich.

Wer bietet Lungensport an?

Erfahrene Übungsleiter begleiten den Patienten in den meist an einen Sportverein angeschlossenen ambulanten Lungensportgruppen.

Lungensport auch mit Langzeit-Sauerstofftherapie

Bei COPD Patienten unter einer Langzeitsauerstofftherapie sollte der Patient vor dem Training infektfrei sein, sein eigenes Sauerstoffgerät zum Training mitbringen. Der Übungssleiter sollte über ein Pulsoxymeter feststellen können, ob die Sauerstoffsättigung während des Trainings über 90% liegt.

Lungensport ohne Langzeit-Sauerstofftherapie

COPD Patienten ohne respiratorische Insuffizienz, dass heißt ohne Vorliegen eines dauerhaften Sauerstoffmangels und erhöhter CO2-Partialdruckwerte, können ebenfalls in ambulanten Lungensportgruppen Bewegungstherapie durchführen. Für COPD Patienten mit respiratorischer Globalinsuffizienz, dass heißt chronischem Sauerstoffmangel und erhöhten CO2-Druckwerten im Blut sollte primär unter stationären Bedingungen, zum Beispiel im Rahmen einer stationären Rehabilitation, eine Bewegungstherapie durchgeführt werden.

Lungensport bei Asthma

Asthmakranke Kinder können bei Peak-Flow-Werten über 80% des persönlichen Bestwertes und Stabilität ihrer Erkrankung am Lungensport teilnehmen. Erwachsene Asthmatiker mit kontrolliertem Asthma können am Lungensport teilnehmen.

Kein Lungensport bei schwerem Lungenhochdruck

Wegen der großen Gefahr der herzbedingten Dekompensation sollten Patienten mit schwerem Hochdruck im Lungenkreislauf nicht an ambulanten Lungensportgruppen teilnehmen. Ein Gruppentraining ist auch für Patienten mit Mukoviszidose wegen der hohen Infektgefahr problematisch. Bei Patienten mit Lungenfibrose hingegen ist dann, wenn die Erkrankung sich in einer stabilen Phase befindet, ein Training auch in ambulanten Lungensportgruppen unter Kontrolle der Sauerstoffsättigung möglich.

Die neuen Empfehlungen erleichtern somit den Zugang zum körperlichen Training für chronisch Lungenkranke und weiten diese wichtige Therapieoption aus, auch für Patienten mit fibrosierenden Lungenerkrankungen.


Prof. Dr. Heinrich Worth, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Fürth, (4. Symposium Lunge in Hattingen/NRW).


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