4. Symposium-Lunge in Hattingen

 

Am 07. Mai 2011 fand in Hattingen, Ruhr (NRW), das 4. Symposium Lunge statt.

 

Es stand unter dem Motto: COPD und Lungenemphysem
Von der Diagnose bis zur Lungentransplantation. Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen den Betroffenen heutzutage zur Verfügung?

Veranstalter des Symposiums war der COPD Deutschland e.V..
Mitveranstalter waren die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

Symposium Lunge 2011 - der Erfolg hält an - erstmals über 2.100 Teilnehmer

Das Symposium richtete sich einerseits an Patienten mit einer chronisch obstruktiven (einengenden) Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem (Lungenüberblähung), auch COPD (englisch: Chronic Obstructive Pulmonary Disease) genannt, andererseits auch an ihre Angehörigen, die bei der Bewältigung einer COPD eine wichtige Rolle spielen. Für die Angehörigen und die Betroffenen wurden zwei Workshops zu Inhalten und Möglichkeiten einer stationären Rehabilitation angeboten.

Erstmalig wurden auch die technischen Möglichkeiten geschaffen, um auch schwerhörigen Patienten die Teilhabe am Symposium zu ermöglichen. Dieses Angebot wurde von vielen Betroffenen dankbar in Anspruch genommen. Die Selbsthilfegruppe Lungenemphysem-COPD Deutschland und die Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. sind in Deutschland mit mehr als 80 lokalen und regionalen Gruppen, in denen mehrfach im Jahr über die chronischen Atemwegserkrankungen COPD und Lungenemphysem, aber auch über das Asthma bronchiale sowie über alle Aspekte der langfristigen Therapie mit Sauerstoff informiert wird, vertreten. Referenten bei ihren Veranstaltungen sind in aller Regel Lungenfachärzte aus Klinik und Praxis, die dies unentgeltlich tun.

Der COPD-Deutschland e.V., die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und die Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. sind daher - zusammen betrachtet - in der Bundesrepublik "die führenden Selbsthilfegruppierungen" bei diesen Patienten in der Vermittlung aktueller, kompetenter und wissenschaftlich fundierter Informationen zur Volkskrankheit COPD auf der lokalen, der regionalen und der Bundesebene.

Das Symposium Lunge 2011 wurde von 2112 Teilnehmern - das waren über 400 mehr als im bisher erfolgreichsten Jahr 2008 besucht. Eröffnet wurde die eintägige Veranstaltung von Jens Lingemann, Hattingen, dem Initiator und Organisator des Symposiums und gleichzeitigem Gründer und Koordinator der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland sowie Vorsitzender des COPD-Deutschland e.V.. In seiner Begrüßung wies er darauf hin, dass die drei Veranstalter stets bemüht sind, durch ihre intensive Kooperation COPD-, Emphysem- und Asthmapatienten bundesweit Rat und Hilfe anzubieten.

Ein Filmteam nahm mit 4 Kameras die gesamte Veranstaltung auf. Aus dem Filmmaterial wird wie in den zurückliegenden Jahren eine DVD erstellt. Darüber hinaus war ein Filmteam vor Ort welches für den WDR und SWR eine aktuelle Berichterstattung zum Thema COPD erstellt. Auch der WDR Dortmund war mit einem Kameramann vertreten.

Nach wie vor wird aber vor allem die COPD als große Volkskrankheit an der nach einer großen Erhebung im Jahre 2007 mehr als 6 Millionen Deutsche im Alter von über 40 Jahren leiden, mit ihren Belastungen für die Betroffenen und für das Gesundheitswesen in der Öffentlichkeit nur unzureichend wahrgenommen.

"Auf der Basis einer fundierten ärztlichen Diagnose und der Akzeptanz der erforderlichen Therapie, müssen Arzt und Patient die Erkrankung gemeinsam vertrauensvoll "managen". Nur über ein ausgewogenes Verhältnis von Informationen, eigenem Krankheitsmanagement, konsequenter Meidung von Noxen und hier insbesondere dem inhalativen Rauchen kann es dem Betroffenen gelingen, bei konsequenter Einhaltung der vom Arzt verordneten medikamentösen und physikalischen Therapie, trotz der schweren und oft fortschreitenden Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen ein persönlich zufriedenstellendes Leben mit einer positiven Einstellung zu führen. Alle Bemühungen sind selbstverständlich nur dann erfolgreich, wenn man dem Rauchen als Hauptursache der Erkrankung absolut entsagt. Schafft man dies jedoch nicht, ist eine unaufhaltsam voranschreitende Verschlimmerung der Erkrankung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Folge" so Jens Lingemann.

Seine ganz persönliche Botschaft an alle Betroffenen und deren Angehörige lautete daher: Resignieren und kapitulieren Sie nicht vor Ihrer Erkrankung, im Gegenteil, lernen Sie MIT IHR aktiv zu leben! Oder mit Horaz: "Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute".

Trauern Sie nicht all den Aktivitäten nach, die Sie aufgrund Ihrer gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr machen können, sondern nutzen Sie bewusst alle Aktivitäten, die sich dennoch bieten. Genießen Sie jede Minute Ihres Lebens!

Auch mit einem minimalen FEV 1-Wert von nur noch 13 % und einer 24stündigen Sauerstofftherapie und zusätzlichen nächtlichen nicht invasiven Beatmung kann man noch Berge versetzen. Man muss die zu versetzenden Berge nur nach seinen Möglichkeiten auswählen.

Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD-Lungenemphysem. Es beginnt neu, nur auf eine andere Art und Weise als bisher. Winston Churchill hat einmal gesagt: Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. Wenn wir uns daran orientieren, dann werden wir der Krankheit noch lange trotzen.

Sein besonderer Dank galt den Referenten, die auf ihrem Gebiet der Pneumologie national und international als ausgewiesene Experten anerkannt seien. Ihr persönlicher Einsatz, ihre unentgeltliche Teilnahme und ihr weit über das übliche Maß hinausgehende Engagement für die Belange der betroffenen Patienten seien die wesentliche Grundlage für den großen Erfolg und die bundesweite Akzeptanz des Symposiums.


Prävention, frühzeitige Diagnose und stadiengerechte Therapie von COPD und Lungenemphysem: Welche Untersuchungen und Maßnahmen sind medizinisch sinnvoll?

Herr Prof. Dr. med. Helmut Teschler
Westdeutsches Lungenzentrum, Ruhrlandklinik Universitätsklinikum Essen


Wofür steht COPD

COPD - diese vier Buchstaben stehen für eine Krankheit in der nach einer großen Erhebung im Jahre 2007 mehr als 6 Millionen Deutsche im Alter von mehr als 40 Jahren leiden. Dies sind ungefähr 13 Prozent dieser Personengruppe. Die vier Buchstaben sind die Abkürzung für den aus dem Englischen kommenden Begriff "chronic obstructive pulmonary disease" (chronisch obstruktive Lungenerkrankung).

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung der Lunge, die die Atemwege (Bronchien) und das Lungengewebe (Lungenbläschen) betrifft. Diese Erkrankung beginnt meist schleichend und die charakteristischen Symptome (Husten, Auswurf, Atemnot bei Belastung) sind genauso unspezifisch wie die klinischen Zeichen (Giemen, Pfeifen, Brummen, Auswurf, verlängerte Ausatemdauer). Deshalb verwundert es nicht, wenn die Erkrankung COPD entweder erst in weit fortgeschrittenen Stadien oder nur durch Zufall diagnostiziert wird. Weltweit wird die COPD bereits in 10 Jahren die dritthäufigste Todesursache darstellen - nach Herzkranzgefäßerkrankungen und Schlaganfall.

Wie kommt es zu dieser Erkrankung?

Für die COPD gibt es eindeutig einen Hauptverursacher - das inhalative Zigarettenrauchen. Für 75 - 90 Prozent der Fälle von COPD wird Zigarettenrauch verantwortlich gemacht. Nur für 10 - 30 Prozent sind Luftverschmutzung am Wohnort und insbesondere am Arbeitsplatz, häufige Entzündungen der Atemwege, geboren werden als Frühgeburt sowie die Vererbung eines genetischen Defektes (Alpha 1-Antitrypsinmangel) hauptsächlich verantwortlich.

Und wie wird die COPD diagnostiziert?

Hinweisend für diese Erkrankung ist das Alter über 40 Jahre, eine bestimmte Zahl an gerauchten Zigaretten, der Charakter des Hustens, insbesondere mit Produktion von schleimigem Sekret, das vorwiegend morgens ausgehustet wird. Eine allgemeine Überempfindlichkeit der Atemwege, die zum Beispiel den Asthmatiker auszeichnet, ist bei vielen Patienten mit COPD nicht vorhanden. Die chronische Bronchitis ist zu einer COPD geworden, wenn die oben beschriebenen Prozesse zu einer Obstruktion (Einengung der Atemwege) der Bronchien und Bronchiolen beigetragen haben. Um das nachweisen zu können, bedarf es einer Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung und bei Nachweis einer Obstruktion ferner eines Medikamententestes. Mit der Lungenfunktionsprüfung wird das Ausmaß der Enge der Atemwege bestimmt, der Medikamententest in Form der Gabe eines rasch wirkenden Bronchienweiters soll die Frage beantworten, ob diese Verengung der Atemwege rückbildbar - wir nennen dies reversibel - ist und ob diese Rückbildung vollkommen oder nur teilweise ist. Besteht eine nur teilweise oder gar keine Rückbildung, so ist die Diagnose einer COPD bei Verringerung des Atemausstoßes anhand der Lungenfunktion zu stellen. Steht das Emphysem - also der Lungenbläschenschwund - im Vordergrund der Erkrankung, so hört man in charakteristischer Weise über den Lungen ein nur sehr leises Atemgeräusch. Nicht sonderlich aussagekräftig ist die Befragung des Patienten im Hinblick auf die Symptome der COPD (Husten, Auswurf, Atemnot). Während die chronische Bronchitis durch Husten und Auswurf eindeutig charakterisiert ist, ist das Hauptsymptom der COPD die Luftnot unter körperlicher Belastung.
Man muss sich immer wieder bewusst sein, dass jeder Vierte über 70 Jahre von der COPD betroffen ist, dass aber nur die Hälfte der Erkrankten (merke: 50 Prozent!) wirklich diagnostiziert und behandelt ist.

Die COPD erhält zunehmende Bedeutung, vor allem als Todesursache und als Kostenfaktor im Gesundheitssystem. Schwergradige Erkrankungen schränken die Lebensqualität des Patienten extrem ein, führen zu Arbeitsunfähigkeit, Krankenhausaufenthalten, vorzeitiger Berentung.


Welche medizinischen Möglichkeiten stehen aktuell zur Behandlung der COPD und des Emphysems zur Verfügung mit Blick in die Zukunft?

Herr Prof. Dr. med. Adrian Gillisen
Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin, Klinikum Kassel

Die primäre und bei weitem wichtigste aller therapeutischen Maßnahmen bei der COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist die Vermeidung des krankmachenden Auslösers. In den allermeisten Fällen heißt das, nicht mehr zu rauchen. Alle medikamentösen Ansätze wirken schlechter als die Abstinenz von der Zigarette! Schon eine chronische Bronchitis, die als chronischer Husten mit meist morgendlichem Auswurf definiert ist, gilt als erstes Zeichen, dass der inhalierte Zigarettenrauch zu einer Entzündung in den Atemwegen geführt hat, aus der sich später eine COPD entwickeln kann. Bronchial erweiternde Medikamente, die s. g. langwirksamen ß2-Mimetika (Salmeterol,, Formoterol, Indacaterol), das Tiotropiumbromid und das Theophyllin bilden die Basis der medikamentösen Langzeittherapie der COPD.

Für den Notfall und bei einer akuten Zunahme der Luftnot stehen s. g. kurzwirksame Medikamente zur Verfügung wie Fenoterol, Terbutalin, Salbutamol oder Ipratropiumbromid, die bei Bedarf eingenommen werden können. Alle diese bronchial erweiternden Medikamente werden primär inhaliert. Nur das Theophyllin steht als Tablette zur Verfügung. Der Vorteil der inhalativen Anwendung ist, dass die Medikamente an den Ort des Geschehens, nämlich in die Atemwege gelangen, ohne im Körper zu wesentlichen Nebenwirkungen zu führen. In fortgeschritteneren Erkrankungsstadien können diese Medikamente auch kombiniert eingesetzt werden. Wenn gehäuft Notfälle, die s. g. Exazerbationen auftreten, kann ihr Arzt zusätzlich zu einem bronchial erweiternden Pharmakon auch ein inhalierbares kortisonhaltiges Präparat verordnen. Von einer dauerhaften Gabe von Kortisontabletten wird wegen des fehlenden Wirksamkeitsnachweises und den vielen damit zusammenhängenden Nebenwirkungen, wenn man einmal von Ausnahmen absieht, abgeraten.

Eine Lungenoperation mit chirurgischer Entfernung eines Lungenemphysems, einer großen Emphysemblase oder die Lungentransplantation sind nur bei ganz wenigen und sehr selektionierten Patienten sinnvoll. Ergänzt werden alle diese therapeutischen Möglichkeiten durch Gabe von Sauerstoff, sofern eine durch die COPD und das Lungenemphysem bedingte Sauerstoffunterversorgung des Körpers vorliegt und eine vielstündige tägliche nasale O2-Gabe diesen Mangel nachweisbar ausgleichen kann. Zudem sollte eine medikamentöse Therapie idealerweise durch weitere Maßnahmen wie z. B. Rehabilitation, Lungensport, Ernährungsoptimierung, Physio- inkl. Atemtherapie flankiert werden.

Blick in die Zukunft: neue Substanzen und Kombinationstherapien.

Derzeit sind alle inhalativen Fixkombinationen (Salmeterol/Fluticason, Formoterol/Budesonid, Formoterol/Beclometason) auch für die COPD-Therapie zugelassen. Eine Neuentwicklung ist. z. B. die Fluticason/Mometason- Fixkombination. Momentan wird an der Kombination eines langwirksamen ß2- Mimetikums und eines langwirksamen Anticholinergikums (Tiotropumbromid oder ähnliche Präparate) einerseits und andererseits an einer inhalativen Tripeltherapie bestehend aus einem langwirksamen ß2-Mimetikum, einem Kortikosteroid und einem Anticholinergikum gearbeitet. Seit 12/2009 steht mit Indacaterol, das erste 24 Stunden wirksame ß2-Mimetikum zur Verfügung, das nur 1x/Tag inhaliert zu werden braucht. Roflumilast ist ein neues als Tablette eingenommenes antientzündlich wirksames Präparat, ein s. g. Prostaglandin-E4-Inhibitor, der in Deutschland seit 2010 zugelassen ist.


Inhalationstherapie bei COPD - Fehlerquellen und Optimierungsmöglichkeiten

Herr Dr. med. Thomas Voshaar
Med. Klinik III, Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie
Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin, Interdisziplinäres Lungenzentrum, Krankenhaus Bethanien Moers

Die inhalative Verabreichung von Medikamenten ist weltweit die bedeutendste Therapieform zur Behandlung von obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD. Eine Therapie kann nur dann erfolgreich sein, wenn die richtigen Wirkstoffe ausgewählt werden, diese Wirkstoffe mit dem individuell am besten geeigneten Inhalationssystem inhaliert werden, die Inhalationstechnik korrekt ist und die Inhalationen auch tatsächlich - wie vom Arzt vorgegeben - regelmäßig durchgeführt werden. Die größte Bedeutung für die Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen haben treibgasbetriebene Dosieraerosole, Trockenpulverinhalatoren und Druckluft- bzw. Ultraschallvernebler. Daneben gibt es neuere Systeme wie den Respimat®, der sich in keine der vorgenannten Gruppen einordnen lässt und genau genommen der einzige Vertreter einer ganz neuen Gruppe ist (Doppelstrahlimpaktionsinhalator). In Trockenpulverinhalatoren liegt das Medikament in der Regel als ein Gemisch aus Wirkstoff und Laktose vor. Die Laktose wird verwendet, um die Fließeigenschaften des Pulvergemisches und die Dosiergenauigkeit zu erhöhen. Primär liegt das Pulvergemisch in einer nicht ausreichend kleinen Partikelgröße vor.

Für die am häufigsten verordneten Inhalationssysteme gab er einige Hinweise zur korrekten Anwendung und Fehlervermeidung. Die Benutzung von Ultraschall- oder Druckluftverneblern bleibt besonderen Fällen vorbehalten. Sie sollten auf keinen Fall von mehreren Patienten (auch nicht in der Familie!) benutzt werden.

Allein die von der korrekten Handhabung des Gerätes abhängige Medikamentendosis im Bronchialsystem entscheidet über die Wirkung!
Ein Austausch des verordneten Inhalationsgerätes durch den Apotheker ohne Rücksprache mit dem verordnenden Arzt und ohne erneute Einübung des Inhalationsvorganges darf auf keinen Fall toleriert werden!


Veränderungen von Schlaf und Atmung bei COPD und Lungenemphysem. Was kann man tun?

Herr Prof. Dr. med. Kurt Rasche
HELIOS Klinikum Wuppertal Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke
Bergisches Lungenzentrum Klinik für Pneumologie, Allergologie Schlaf- und Beatmungsmedizin

Der 24 Stunden dauernde Tag des Menschen ist charakterisiert durch eine typische, sog. zirkadiane Rhythmik mit einem Wechsel zwischen Wach- und Schlafphase. Eine Schlafneigung ist nicht nur in der Dunkel- bzw. Nachtphase vorhanden sondern auch am frühen Nachmittag.

Der Nachtschlaf ist charakterisiert durch eine rhythmische Abfolge verschiedener Schlafstadien. Man unterscheidet anhand der Gehirnschrift, der Muskelanspannung und den Augenbewegungen Leicht-, Tief- und Traumschlafphasen.

Der Schlaf kann bei COPD-Patienten durch die auch schon tagsüber vorhandenen Atemwegssymptome wie Husten, Auswurf und Luftnot erheblich gestört sein. Hinzu kommen störende Einflüsse der typischen, meist chronisch genommenen COPDMedikamente, aber auch von depressiven Verstimmungszuständen, die häufig beim COPD-Patienten vorkommen können. Verschiedene Ursachen führen bei Patienten mit COPD und Lungenemphysem häufig zu einem gestörten Schlaf. Die Zunahme der Atemwegsobstruktion kann zu Luftnot- und Hustenanfällen und damit auch zu Weckreaktionen führen, wodurch wiederum der Schlaf erheblich gestört wird. Durch die Atemwegsobstruktion kann es gleichzeitig aber auch zu einer Zunahme des Rückflusses von Magensäure in die Speiseröhre (sog. gastro-ösophagealer Reflux) kommen, der wiederum auch zu Weckreaktionen führt oder aber zu einer Zunahme der Atemwegsobstruktion. Dieses führt wiederum zum Auftreten von Atemwegssymptomen während des Schlafs. Darüber hinaus sind fast alle Medikamente, die zur Behandlung der COPD angewandt werden, in der Lage, den Schlaf zu stören. Ganz besonders trifft dies für Theophyllin wie auch die ß2- Sympathomimetika zu. Theophyllin hat Koffein-ähnliche Wirkung, ß2- Sympathomimetika können Stresshormon-ähnliche Wirkungen hervorrufen, beides also Wirkungen, die einem ungestörten Schlaf entgegenstehen können. Es verwundert daher nicht, dass Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen doppelt so häufig wie Lungengesunde Ein- und Durchschlafstörungen aufweisen.

Dies führt dann häufig zu einer vermehrten Tagesschläfrigkeit mit gesteigerter Einschlafneigung. Letzteres kann dann am anderen Tag zu morgendlichen Kopfschmerzen, allgemeinem Abgeschlagenheitsgefühl, Müdigkeit beim Aufstehen, bis Benommenheit - bei Patienten mit COPD in mehr als 30 Prozent - als Folge krankhafter, nächtlicher Sauerstoffabfälle auftreten. Als klinische Auswirkungen wird eine Verschlechterung der Schlaf- und Lebensqualität, aber auch die Förderung eines Lungenhochdrucks oder sogar eine erhöhte Sterblichkeit diskutiert. Spezielle Schlaffragebögen, ähnlich wie bei Schlafapnoe-Patienten, lassen dann weiterhin abschätzen, wie ausgeprägt z. B. die Tagesmüdigkeit des Betroffenen ist. Durch eine in der Regel zunächst ambulant durchführbare Messung der Atmung im Schlaf kann dann entschieden werden, ob eine Schlaflaboruntersuchung erforderlich ist.

Wird eine Sauerstoffunterversorgung des Patienten im Schlaf oder sogar eine krankhafte Erhöhung des CO2-Wertes festgestellt, so kann entweder eine Sauerstofftherapie und/oder eine Masken-Beatmungstherapie erforderlich werden. Eine Sauerstoffgabe im Schlaf kann bei COPD-Patienten zu einer
Verbesserung des Schlafprofils führen. Hierbei muss aber auch der CO2-Wert im Blut genau überwacht werden.


Medizinische Trainingstherapie und Atemphysiotherapie bei COPD

Frau Dr. med. Karin Taube
Jan Kaufmann
Atem-Reha Hamburg GmbH
Ambulante ganztägige pneumologische Rehabilitation

Körperliches Training und Atemphysiotherapie sind bei Erkrankungen der Atmungsorgane eine unverzichtbare Komponente der Behandlung insbesondere im Sinne einer Langzeittherapie. Bei COPD sind die nützlichen Wirkungen vielfach wissenschaftlich nachgewiesen worden.

Warum-Wie-Wo sind die drei Schlüsselfragen zur erfolgreichen Umsetzung.

Die COPD wird heute nicht mehr als lokalisierte Erkrankung der Lungen aufgefasst, sondern sie geht einher mit entzündlichen Veränderungen und deren Auswirkungen in anderen Organsystemen wie z. B. der gesamten Körpermuskulatur. Husten, Auswurf, Atemnot und Leistungsbeeinträchtigung sind die Hauptsymptome. Der Krankheitsverlauf ist gekennzeichnet durch eine Abwärtsspirale mit atemnotbedingter Inaktivität, zunehmender Dekonditionierung, Immobilität und Depression. Ein Eckpfeiler der nichtmedikamentösen Maßnahme ist dabei das körperliche Training, denn allein dadurch können die krankhaften Veränderungen der Muskulatur gebessert werden. Bei bis zu 70 Prozent der COPD-Kranken besteht eine reduzierte Muskelmasse und -kraft. Bei der Durchführung von körperlichem Training muss zum einen die Einschränkung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit und zum anderen die krankhaft veränderte Funktion der Muskulatur berücksichtigt werden. Als Trainingskomponenten spielen Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination eine Rolle. Günstige Ausdauersportarten für den COPD-Kranken sind Gehen, Walken, Laufen, Gehen mit Stockeinsatz und Fahrrad-, Laufband- und Handkurbelergometer. Bei der "Dauermethode" wird ca. 20 Minuten trainiert. Die Intensität soll 50 - 70 Prozent der im Belastungstest erreichten Spitzenleistung betragen. Bei der "Intervallmethode" wechseln mehrere kurze Belastungen mit Erholungspausen. Dadurch kann mit höheren Intensitäten trainiert werden, ohne dass die Lunge verstärkt überbläht. In der Praxis spielt die Atemphysiotherapie eine wichtige Rolle. Dies insbesondere bei der Sekretretention, bei der in drei Schritten eine Verbesserung über eine Sekretverflüssigung, Sekretmobilisation und Sekretelimination zu erzielen ist.

Husten kann viele Ursachen haben und ist unbedingt abzuklären. Bleibt aber ein quälender, unproduktiver (ohne Auswurf) Reizhusten bestehen, so können hustenvermeidende Selbsthilfetechniken eingesetzt werden. Einfache Methoden sind die Ausatmung gegen ein Taschentuch oder die Verlangsamung der Luftströmung durch die leichte Einengung der Nasengänge mit den Fingern.

Eine übermäßige dynamische Überblähung der Lunge, kann durch die sog. dosierte Lippenbremse, bei der gegen die locker aufeinander gelegten Lippen ausgeatmet wird, verhindert werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Ausatmung gegen ein Strohhalmstück. Beide Techniken können die Ausatmung sowohl in Ruhe als auch bei Belastung erleichtern und Atemnot mindern. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich durch den Einsatz solcher Techniken auch die Sauerstoffsättigung des Blutes verbessert. Zur Minderung von Atemnot kommen sogenannte "atemerleichternde Körperstellungen" (Kutschersitz, Torwarthaltung, Abstützen gegen eine Mauer) zum Einsatz. Das Abstützen der Arme ermöglicht einen besseren Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, während eine Oberkörpervorneige im Sitz die Zwerchfellfunktion verbessert.


Sauerstoff-Langzeittherapie - warum die Therapietreue so wichtig ist

Frau Prof. Dr. med. Susanne Lang
SRH Wald-Klinikum Gera 2. Medizinische Klinik

Während es unstrittig ist, dass der Mensch ohne Sauerstoff nicht leben kann, ist es dennoch für viele Patienten mit Erkrankungen der Atemwege und der Lunge schwierig zu akzeptieren, dass sie Sauerstoff als Therapie nicht nur zeitweise, sondern ständig benötigen und folglich auch ständig anwenden sollen. Die Langzeit- Sauerstofftherapie, dass heißt die Gabe von Sauerstoff über mindestens 16 Stunden am Tag (besser 24 Stunden) ist seit Jahren etabliert und zahlreiche Studien belegen den Nutzen. Mit Sauerstoff lässt sich Training wirksamer durchführen, das rechte Herz wird entlastet und so die Lebensdauer verlängert.

Neuere Studien aus Großbritannien, die in diesem Jahr veröffentlicht wurden, zeigen dass bereits 2 Stunden Sauerstoffmangel eine Entzündungsreaktion und erhöhte Thromboseneigung bei Patienten mit COPD auslösen.

Leider schwankt die Therapietreue von Patienten mit COPD und Sauerstoff- Langzeittherapie zwischen 45 bis 70 Prozent. Manche Patienten befürchten, dass ihnen der Sauerstoff irgendwann nicht mehr hilft, wenn sie ihn zu oft anwenden. Tatsächlich kann man die Verschlechterung der Erkrankung nicht durch Weglassen der Therapie hinauszögern. Im Gegenteil, wenn man die Therapie konsequent durchführt, kann man länger verhindern, dass es schlechter wird.

Die Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) ist eine wirksame Therapie ohne wesentliche Nebenwirkungen, die häufig nicht ausreichend genutzt wird. Selbsthilfegruppen spielen eine wesentliche Rolle für die Information und das Miteinander von Betroffenen, um dem Leben die Freude abzugewinnen, die auch jeder schwerkranke Patient erleben kann.


Pneumologische Rehabilitation: Was leistet die Medizin, was muss der Patient bereit sein zu leisten?

Herr Dr. med. Klaus Kenn
Schön Klinik Berchtesgadener Land Schönau am Königssee

Herausragendes Ziel der pneumologischen Rehabilitation ist es, dem Patienten so viel Wissen und Aufmerksamkeit für Warnsymptome zu vermitteln, dass er zum eigenen "Infektmanager" ausgebildet wird. Dies schließt neben dem Versuch der Infektvermeidung die frühzeitige Erkennung und dann eine konsequente Behandlung solcher Exazerbationen mit ein. Hier kann eine Phase der pneumologischen Rehabilitation mit dem Angebot spezieller Entwöhnungsprogramme wesentliche Hilfestellungen bieten. Aufgabe der Reha kann es auch sein, herauszuarbeiten, unter welchen Bedingungen (Ruhe, Belastung, nachts) ein COPD-Patient wie viel Liter an Sauerstoff-Versorgung benötigt.

In Deutschland findet pneumologische Rehabilitation bislang weitgehend nur im stationären Rahmen statt. Erste ambulante Versorgungsstrukturen entstehen zwar, sind jedoch noch bei weitem nicht flächendeckend vorhanden. Die Zukunft lässt aber erwarten, dass sich nach und nach wohnortnahe Rehabilitationstrukturen etablieren werden, sodass das Angebot größer werden wird.

Erste Studien zeigen, dass sogar die Lebenszeit durch Rehabilitation verlängert werden kann. Dies ist außer für die Sauerstoff-Therapie für noch keine medikamentöse Behandlung der COPD nachgewiesen worden. Pneumologische Rehabilitation bei COPD sollte also das "abwartende Nichtstun" verhindern, und als Hilfe zur Selbsthilfe, als Aufruf zur Eigenverantwortung und Anstoß zu stetigem und dauerhaften Selbsttun verstanden werden.


Patientencompliance - Schlüssel zum Erfolg

Herr Prof. Dr. med. Wolfgang Petro
MVZ Bad Reichenhall und Gesundheitszentrum Schlossberghof

Compliance bedeutet die Fähigkeiten von Arzt und Patient effektiv zu kommunizieren. Als Ergebnis dieser optimalen Arzt-Patienten-Kommunikation lassen sich die Therapietreue und die Therapieeffizienz deutlich erhöhen. Besonders bei chronischen Krankheiten wie Asthma und COPD bestimmt das Ausmaß der Compliance den Therapieerfolg.

Wirksamkeit einer Therapie ist das Produkt aus Wirkung eines Medikamentes (pharmakologisch definiert, nicht variabel) und Compliance (steigerbar, variabel). Die Compliance korreliert mit einem höheren Kontrollgrad sowohl bei Asthma wie auch bei COPD. Hohe Compliance bedeutet - so sagen wesentliche wissenschaftliche Studien - eine geringere Sterblichkeit, eine verminderte Krankheitsschwere, sinkende Therapie - und damit sinkende Krankheitskosten. Somit ist eine Compliance ein wichtiges Stellglied zur Kostensenkung im Gesundheitswesen und erhöht gleichermaßen die Zufriedenheit von Arzt und Patient.

Der Complianceverbesserung gehört deshalb oberste Priorität sowohl aus Sicht der Behandler als auch aus der Perspektive der Kostenträger. Maßnahmen zur Compliance-Verbesserung sind Patienten-Information, Patientenschulung und Patienten-Verhaltenstraining.


Neue Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga zu Sport und körperlichem Training bei Patienten mit Atemwegs- und Lungenkrankheiten

Herr Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Medizinische Klinik I Klinikum Fürth

Bei Patienten mit Lungenkrankheiten tritt unter körperlicher Belastung rascher Atemnot auf als bei Gesunden. Folge der Luftnot unter Belastung ist eine körperliche Schonung, die zur Abnahme der Kondition und der Leistungsfähigkeit von Herz, Kreislauf und Muskulatur führt. Der betroffene Lungenkranke wird hierdurch immer weniger mobil. Seine Lebensqualität sinkt. Dies kann zu Depressionen führen und zu einer Verschlechterung seiner Leistungsfähigkeit wie auch der zugrunde liegenden Lungenerkrankung.

Die Ziele des Lungensports bestehen in der Verbesserung und Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Mittels Lungensport und körperlichem Training kann die Leistungsfähigkeit der Muskulatur so verbessert werden, dass eine höhere Belastung mit weniger Atemaufwand durchgeführt werden kann. Am besten sind die Effekte von Sport und körperlichem Training bei der COPD untersucht. Hier führt körperliches Training zu einer Linderung der Beschwerden, einer Besserung der Belastbarkeit, einer Steigerung der Lebensqualität und einer Abnahme akuter Verschlechterungen.

Herr Prof. Worth berichtete, dass die neuen Empfehlungen zum Lungensport voraussichtlich im Oktober 2011 erscheinen werden. In sie werden auch Patienten mit interstitiellen Lungenkrankheiten (Lungenfibrosen), Mukoviszidose und Hochdruck im Lungenkreislauf aufgenommen werden.

Im Anschluss an seinen Vortrag überreichte der Vorsitzende des COPD-Deutschland e.V., Herr Jens Lingemann, Herrn Prof. Worth als Vorsitzenden der AG Lungensport in Deutschland e.V., einen symbolischen Scheck über 15.000,- € als Spende für die Arbeitsgemeinschaft Lungensport. Damit soll ihre wichtige Aufbauarbeit, die von 200 Lungensportgruppen in Deutschland im Jahre 2001 auf derzeit über 700 Lungensportgruppen geführt hat, auch finanziell gefördert werden.


Endoskopische Behandlung des schweren Lungenemphysems

Herr Prof. Dr. med. Helgo Magnussen
Pneumologisches Forschungsinstitut am Krankenhaus Großhansdorf Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie

In seiner Zusammenfassung stellte Herr Prof. Magnussen den gegenwärtigen Stand der endoskopischen Lungenvolumenreduktion dar. Die schwere bis sehr schwere COPD ist meist mit einem ausgeprägten Lungenemphysem verknüpft. Das Lungenemphysem stellt eine nicht rückbildungsfähige Zerstörung des Alveolarraumes das und geht mit einer Lungenüberblähung einher, die die Belastbarkeit und die Lebensqualität vermindert.

Die Langzeitergebnisse der chirurgischen Lungenvolumenreduktion ergaben bei ausgewählten Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität und einen Überlebensvorteil. Dennoch ist es wünschenswert, Patienten mit schwerer COPD keiner chirurgischen Maßnahme zu unterziehen, um postoperative Komplikationen zu vermeiden. Im Folgenden besprach Herr Prof. Magnussen weitgehend noch im experimentellen Erprobungsstadium befindliche Verfahren der endoskopischen Lungenvolumenreduktion. Dieses waren im Einzelnen reversible blockierende und nicht blockierende Verfahren sowie die erwünschte Schrumpfung von krankem Gewebe durch erhitzten Wasserdampf oder durch Einführen eines Gelschaumes in die Lungen bzw. die Schaffung von Verbindungen zwischen erkrankten und normalen Atemwegen.


Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Transplantationlistung?

Das Leben vor und nach der Lungentransplantation
Frau Dr. med. Urte Sommerwerck
Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen

Die Lungentransplantation ist eine Operation, die bei weit fortgeschrittenen Lungenerkrankungen eingesetzt wird. Es handelt sich dabei um Lungenerkrankungen im Endstadium, bei denen die medikamentöse Therapie ausgeschöpft ist und eine Lebenserwartung von weniger als 2 - 3 Jahren besteht. Weltweit werden jährlich 2000, in Deutschland etwa 250 Lungen transplantiert. Derzeit stehen in Deutschland mehr als 800 Patienten auf der Warteliste für eine Lungentransplantation bei Eurotransplant. Durch das Missverhältnis zwischen geringem Organangebot und deutlich höheren Zahlen an potentiellen Organempfängern verstirbt jeder sechste Patient auf der Warteliste.

Die häufigsten Indikationen zur Lungentransplantation sind bestimmte Formen der Lungenüberblähung (Lungenemphysem) sowie die Lungen-versteifung (Lungenfibrose). Bei diesen Erkrankungen sind prinzipiell sowohl Einzel- als auch Doppellungentransplantationen möglich. Es existiert eine obere Altersgrenze von 60 Jahren bei der Doppellungentransplantation und von 65 Jahren bei der Einzellungentransplantation. Die Entscheidung über die Lungentransplantationslistung ist jedoch individuell zu treffen. Diese Listung zur Lungentransplantation wird in spezialisierten Lungentransplantationszentren getroffen. Immobile oder nur wenige Schritte bewältigende Patienten sind in der Regel nicht für eine Transplantation geeignet. Ein gutes Maß für die Überprüfung der Leistungsfähigkeit ist der 6-Minuten-Gehtest. Sollte dabei die Laufstrecke unter 200 Meter absinken, gilt der Patient als nicht transplantationsfähig. Durch Rehabilitation kann auch in fortgeschrittenen Stadien eine Besserung der Belastbarkeit für die Transplantation erreichen.

Absolute Kontraindikationen sind: bösartige Tumorerkrankungen und jeglicher Konsum von Nikotin, Alkohol und anderen Drogen. Relative Kontraindikationen sind:
z. B. chronisches Nierenversagen, Leberversagen oder Herzinsuffizienz.
Schwerstkranke Patienten mit schnell voranschreitendem Verlauf werden auf eine Hochdringlichkeitsliste (HU-Liste) aufgenommen und müssen bis zum Organangebot im Krankenhaus bleiben. Die mittlere Wartezeit auf der "Normalen" Liste beträgt zwischen 12 und 24 Monaten. Auf der HU-Liste sollte die Wartezeit nicht länger als 4 Wochen betragen. Es besteht die Möglichkeit, einen Lungenflügel, beide Lungenflügel oder eine kombinierte Herz-Lungen-Transplantation durchzuführen. Die Operationszeit der beidseitigen Lungentransplantation beträgt etwa 4 Stunden, die der einseitigen 2 Stunden.

In der Nachsorge erfolgt eine Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems mit Medikamenten. Diese Medikamente schützen den Patienten und müssen das gesamte Leben lang eingenommen werden. Sie haben allerdings auch Nebenwirkungen. In den ersten 6 Monaten nach der Transplantation ist der Patient durch Abstoßungen und Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilzen bedroht. Weltweit leben 5 Jahre nach einer Lungentransplantation noch 51 Prozent der Menschen. Durch verbesserte Medikamente und eine intensive Nachbetreuung konnten die fünf Jahresüberlebensraten in europäischen Zentren auf über 60 Prozent angehoben werden.


Im Anschluss an die Vorträge wurden, moderiert von Frau Prof. Lang, Fragen von Patienten zu allen Aspekten der COPD von Herrn Prof. Teschler, Frau Dr. Sommerwerck und Frau Dr. Taube beantwortet. Die Fragestunde dauerte rd. 45 Minuten. Zusammengefasst lautete die Botschaft an die Patienten: Eine COPD kann - nach den heutigen Erkenntnissen - nicht geheilt werden, aber man kann lernen, mit einer COPD zu leben.Auf dem Symposium Lunge 2011 wurden zwei Workshops zur stationären Rehabilitation von COPD- und Lungenemphysem-Patienten angeboten.
Herr Dr. Scherer, leitender Arzt Reha -Zentrum Utersum auf Föhr und
Herr Dr. rer. pol. Berck, Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V., gestalteten die beiden Workshops. Es nahmen ca. 40 Personen teil.

Workshop 1:
Wie komme ich zu einer stationären Rehabilitation?
Was muss in einem Erfolg versprechenden Antrag stehen?
Es wurde lebhaft über die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Kostenträger diskutiert. Viele Patienten berichteten über ihre persönlichen, zum Teil als entmutigend empfundenen Erfahrungen bei der Genehmigung von Reha-Anträgen für die "richtige Klinik". Herr Dr. Scherer wies darauf hin, dass der Patient grundsätzlich auf der Einweisung in eine fachlich geeignete Klinik bestehen sollte. Als Mindestanforderung wurde die Anwesenheit eines Pneumologen in der Leitung gefordert.

Eine weitere wesentliche, zum Teil kontrovers diskutierte Aufforderung an die Teilnehmer war, ihre individuellen gesundheitlichen Probleme gegenüber den Kostenträgern auch selbst zu vertreten. Dies setzt Eigeninitiative voraus; hilfreich ist dabei das Engagement in einer Selbsthilfegruppe.

Workshop 2:
Auf was muss sich der Patient während einer stationären Rehabilitation einstellen und inwieweit muss er bereit sein, sich selbst einzubringen?
Herr Dr. Scherer berichtete über die leitlinienbasierten Inhalte der Rehabilitation bei chronischen Atemwegserkrankungen. Anhand der individuellen umfassenden ärztlichen Befragung und Untersuchung - ergänzt durch Funktionsdiagnostik und vorliegende Befunde - wird am Anfang einer Reha-Maßnahme für jeden Patienten individuell eine zielorientierte Planung der einzelnen Behandlungen vorgenommen und unter ärztlicher Begleitung umgesetzt.

Im Vordergrund stehen Schulung, Trainingstherapie, Physiotherapie, psychologische Betreuung und ggf. Ernährungsberatung. Das Ziel der Rehabilitation besteht letztlich darin, den Patienten zu motivieren, das in der Reha Erlernte zu Hause so weit wie möglich fortzusetzen, um seine Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Nicht nur die einzelnen Vorträge und die Workshops des Symposiums Lunge 2011 fanden das Interesse der Besucher, sondern auch die zusätzlich angebotenen kostenlosen Serviceleistungen wurden sehr rege in Anspruch genommen.

Im Einzelnen waren dies:
- Messungen der Lungenfunktionen
- Messung des CO-Gehalts in der Ausatemluft
- Kleine Lungenfunktionsmessung
- Bestimmung der Sauerstoffsättigung im Blut
- Test auf Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
- Messungen des persönlichen Peak-Flow-Wertes, des Blutdrucks, des Blutzuckers und des Körperfettanteils.
- Bestimmung des Lungenalters und COPD-Klassifizierung gemäß GOLD 2006.

An den jeweiligen Messplätzen bildeten sich während des gesamten Tages lange Warteschlangen. Die Wartezeit wurde durchweg zum Erfahrungsaustausch untereinander genutzt.

Ein weiterer wichtiger Anlaufpunkt für alle Besucher war die mit dem Symposium verbundene Informationsausstellung. Die 30 Stände der unterschiedlichsten Aussteller waren stets dicht umlagert. Viele persönliche Auskünfte wurden gegeben, umfangreiches Informationsmaterial wurde mit nach Hause genommen.

Zu den Ausstellern gehörten:
- Unternehmen rund um die sichere, dauerhafte Versorgung mit Sauerstoff
- renommierte Kliniken für die Durchführung von stationären Reha-Maßnahmen - Pharmaunternehmen, die über die Ursachen, die Diagnosen und die Therapien von chronischen Atemwegserkrankungen informierten
- die drei veranstaltenden Patientenorganisationen selbst mit eigenen Informationsständen über ihre Aktivitäten und ihr Informationsmaterial
- die Deutsche Atemwegsliga e. V. und die Deutsche Lungenstiftung e.V.
- der Bundesverband der Organtranplantierten e.V.

In seinem Schlusswort dankte Jens Lingemann den Referenten, den Ausstellern, vor allem aber den Besuchern des Symposiums, die dessen erneuten Erfolg erst möglich gemacht haben. Ein besonderer Dank galt allen ehrenamtlichen Mitarbeitern des COPD-Deutschland e.V., der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und der Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V., die das Gelingen des Symposiums Lunge 2011 zum Wohle der Patienten maßgeblich geprägt haben.


Hin­weis:
Eine kom­plet­te Aufzeichnung des 4. Sym­po­sium Lunge und der Vorträge erhalten Sie hier
Die Fotore­portage zur Ver­anstal­tung kön­nen Sie hier anschauen.

Dr. med. Michael Köhler und Jens Lingemann
Hattingen, 10. Mai 2011

© COPD-Deutschland e.V.
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