Symposien

8. Symposium-Lunge in Hattingen

Es war gut, dass ich dabei war

...diesen Eindruck nach der Veranstaltung zu haben, wünschte Heike Lingemann, Organisatorin des Symposium Lunge, den mehr als 2.600 Gästen bereits bei der Begrüßungsansprache. Dieser Wunsch und noch so viel mehr wurden auch beim bereits 8. Symposium am 12. September 2015 in der Gebläsehalle der Henrichshütte wieder erfüllt.

Vor einem halben Jahr hat Luise Waller aus Bochum die Diagnose COPD erhalten. „Mein Arzt hat sich zwar sehr bemüht, zu erläutern, was sich hinter diesen vier Buchstaben verbirgt. Doch in der kurzen Zeit des Gespräches sind bei mir viele Fragen offen geblieben“, schildert Luise Waller in Hattingen während des 8. Symposium Lunge. „Ich bin froh, dass ich von ihm den Tipp erhalten habe, das Symposium Lunge in Hattingen zu besuchen. Hier konnte ich durch die vielfältigen Angebote und Vorträge Hintergrundinformationen erfahren. Auch ist mir klar geworden, dass ich selbst eine Menge dazu beitragen kann, die Situation meiner chronischen Erkrankung zu verbessern.“

„Mir wurde vor kurzem erst eine Langzeit-Sauerstofftherapie verordnet, was für mich noch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Während der Veranstaltung hatte ich die Möglichkeit mich mit vielen anderen Sauerstoff-Patienten zu unterhalten. Zu erleben, dass andere Betroffene mit dieser Therapie optimal zurechtkommen, hat mir Mut gemacht“, berichtete Walter Eberhard aus Witten.

„Ich hatte so viele Fragen: Zur Therapie, zu Alltagsproblemen und zu den Möglichkeiten einer Rehabilitation. Alle Fragen konnte ich stellen - an andere Betroffene, an Ärzte und an Mitarbeiter von Kliniken und habe kompetente Antworten erhalten. Das Symposium Lunge hilft mir, meine Erkrankung besser zu verstehen“, resümierte Elli Wagner aus Frankfurt.

Initiator des Symposiums ist Jens Lingemann, der ebenfalls Gründer und Koordinator der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland ist sowie Vorsitzender der COPD - Deutschland e.V. Jens Lingemann ist selbst von der Erkrankung betroffen und hat nach der eigenen Diagnosestellung vor 15 Jahren die Initiative ergriffen, Informationen und Plattformen für Patienten zu entwickeln.

Zusammen mit seiner Frau Heike organisiert Jens Lingemann das jährlich stattfindende Symposium Lunge in Hattingen.

Der Bedarf an kompetenten Informationen ist groß, was auch die jährlich steigenden Besucherzahlen dokumentieren. COPD und Lungenemphysem sind chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen. Atemnot, Husten und Auswurf sind die ersten Symptome. Trotz hoher Erkrankungszahlen ist in der Bevölkerung das Krankheitsbild zu wenig bekannt. Bei einer COPD handelt es sich um eine chronisch fortschreitende Erkrankung, die sehr komplex ist. Therapeutische Maßnahmen sowie ein aktiver Umgang mit der Erkrankung und Änderungen des Lebensstils können jedoch erheblich dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Das Symposium Lunge ist mit seiner Vielfalt an Angeboten einzigartig in Deutschland und über die Landesgrenzen hinaus.


Zugewinn von Lebensjahren durch Rauchstopp

Vortrag: Differenzierung von Asthma, COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose
Professor Dr. Helmut Teschler, Essen

COPD ist eine Volkskrankheit, d.h. sie zählt zu den häufig auftretenden Erkrankungen. Das Risiko an einer COPD zu erkranken, steht auch in Abhängigkeit des Alters, formulierte Professor Teschler in seinem Vortrag. Je älter eine Gesellschaft wird, desto mehr Menschen erkranken an einer COPD.

Die aktuelle Definition der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD (modifiziert nach www.goldcopd.org 2014) lautet:
COPD ist eine häufige, vermeidbare und behandelbare Erkrankung, die charakterisiert ist durch eine dauerhafte Verengung der Atemwege. Eine COPD verläuft gewöhnlich progressiv d.h. fortschreitend und steht in Verbindung mit einer verstärkten chronischen Entzündung in den Atemwegen und der Lunge, hervorgerufen durch Einwirkung schädlicher Partikel oder Gase. Akute Verschlechterungen (Exazerbationen) und Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) tragen zur Schwere der Erkrankung individueller Patienten bei.

Um die entsprechend notwendige Behandlung einzuleiten, ist es wichtig, eine klare Differenzierung der COPD, aber auch anderer möglicher Lungenerkrankungen wie z.B. dem Asthma bronchiale und der Lungenfibrose vorzunehmen.

Bei einer COPD finden sich zwei unterschiedliche Ausprägungen:
• Die chronisch obstruktive Bronchitis, die mit verengten und chronisch entzündeten Bronchien einhergeht.
• Das Lungenemphysem, dass mit einer Zerstörung der Lungenbläschen(Alveolen) einhergeht und somit zu unterschiedlich großen luftgefüllten Blasen in der Lunge führt.

Chronische Bronchitis und Lungenemphysem können zusammen in verschiedenen Ausprägungen auftreten, die Übergänge sind dabei fliegend. Die Behandlung der COPD ist abhängig von der jeweiligen Ausprägung. Wichtig zu wissen ist, dass die Medikamente insbesondere die Symptomatik der Erkrankung verbessern und den Verlauf beeinflussen können, nicht jedoch die Erkrankung heilen.

Als wichtigste therapeutische Maßnahme bei einer COPD verdeutlichte Professor Teschler, sei der Rauchstopp. Ein Rauchstopp ermöglicht einen Zugewinn an Lebensjahren, konnte eine Studie (P. Jha, New England Journal of Medicine 2013) eindeutig nachweisen. Wird ein dauerhafter Rauchstopp im Alter zwischen 45 und 54 durchgeführt, erwies sich dies als Lebenszugewinn von 6 Jahren. Wird der Rauchstopp bereits im Alter von 35 bis 44 Jahren durchgeführt, konnte ein Lebenszugewinn von 9 Jahre dokumentiert werden.


Risikofaktoren kennen und Symptome ernst nehmen

Vortrag: COPD: Erste Symptome? Was tun? Wann zum Pneumologen?
Professor Dr. Kurt Rasche, Wuppertal

COPD wird meistens erst diagnostiziert, wenn die Erkrankung sich in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Um das Fortschreiten der Erkrankung jedoch möglichst effektiv zu verlangsamen, ist eine frühe Diagnostik wichtig.

Erste Symptome der COPD wie Husten und Atemnot unter Belastung werden oft falsch eingeschätzt und bagatellisiert. Die richtige Konsequenz, nämlich die Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung, erfolgt nicht, schildert Professor Dr. Kurt Rasche. Nur ca. 60 % der Menschen / Patienten mit chronischen Symptomen der Atemwege und der Lunge konsultieren ihren Hausarzt. Von diesen erhalten nur ca. 45 % eine Lungenfunktionsprüfung. Insbesondere Raucher neigen dazu, Atemwegs-Symptome zu bagatellisieren und eine Vorstellung beim Hausarzt zu vermeiden.

Professor Rasche fordert daher mehr öffentliche Aufmerksamkeit für die Risikofaktoren einer COPD, nur so könne Frühdiagnostik forciert werden.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer COPD:


• Körpereigene Faktoren - Genetische Veranlagung (z.B. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel)
• Bronchiale Überempfindlichkeit
• Alter (höheres Alter) und Geschlecht (Frauen sind empfindlicher gegenüber Tabak / Stäuben)
• Störungen des Lungenwachstums
• Erworbene Faktoren - Inhalativer Tabakkonsum
• Berufsbedingte Stäube und Gase
• Allg. Luftverschmutzung und Lebenssituation

Häufige Atemwegsinfektionen in der Kindheit

Empfehlenswert für einen ersten Hinweis auf ein bestehendes Risiko ist auch der Risikofragebogen des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP) - siehe www.pneumogenverband.de und die Publikation zur Früherkennung in der Patientenzeitschrift COPD in Deutschland, Ausgabe IV im Dezember 2015. Beachten Sie, dass ein Fragebogen die ärztliche Untersuchung nicht ersetzen kann.


Das wichtigste ist und bleibt: das Gespräch, die Anamnese und die körperliche Untersuchung

Vortrag: Diagnostische Möglichkeiten: Lungenfunktionsmessung (LUFU), Blutgasanalyse (BGA) wichtig! mit und ohne Belastung, verschiedene bildgebende Verfahren
Dr. Thomas Voshaar, Moers

Auch wenn die Möglichkeiten der gerätetechnischen Diagnostik bei Lungen- und Atemwegserkrankungen ausgezeichnet sind, so betonte Dr. Thomas Voshaar in seinem Vortrag dennoch besonders, dass das Gespräch mit dem Patienten, dessen gesundheitliche Vorgeschichte und ebenso die körperliche Untersuchung die wichtigsten Elemente einer eingehenden Untersuchung bedeuten.

Zu den Basisuntersuchungen gehören:

• Spirometrie und Bodyplethysmographie (Kabine)
• CO-Diffusionsmessung
• Blutgasanalyse in Ruhe und ggf. unter Belastung
• Röntgen-Übersichtsaufnahme in 2 Ebenen

Für weitere Untersuchungen bedarf es spezieller Indikationen bzw. Fragestellungen.

Dr. Voshaar machte darauf aufmerksam, dass nicht nur einzelne Werte der diagnostischen Untersuchungen wichtig seien, sondern diese im Zusammenhang betrachtet werden müssen, um zur richtigen Diagnose zu gelangen. Häufig würde der FEV1-Wert als entscheidender Wert überbewertet betrachtet. Als Beispiel nannte Voshaar ein isoliert vorliegendes Lungenemphysem. Hier seien viele Werte normal, erst eine CO-Diffusionsmessung verdeutliche die Problematik und ließe die Erkrankung in seinem Ausmaß erkennen.

Bei einem fortgeschrittenen COPD empfiehlt Dr. Voshaar immer die Durchführung einer Doppler-Echokardiographie, d.h. einer Ultraschalluntersuchung des Herzens, um abzuklären, ob eine Veränderung des rechten Herzens durch die COPD erkennbar ist.


Impfungen wichtiger Bestandteil der Prävention

Vortrag: Impfprophylaxe, Pneumokokken, Grippeschutz und weitere Impfungen
Professor Dr. Gernot Rohde, Maastricht

Impfungen sind eine äußerst wichtige Maßnahme, um Infektionen der Atemwege und Lunge zu vermeiden. Aufgrund der verminderten Abwehr in den Atemwegen und der Lunge können Infektionen bei COPD-Patienten akute Verschlechterungen (Exazerbationen) auslösen. Auslöser können insbesondere Viren aber auch Bakterien sein. Vermutet wird zudem, dass bestimmte Viren auch bleibende Infektionen verursachen können.
Noch zu wenige COPD-Patienten nehmen zurzeit die Möglichkeit der Impfungen wahr, bedauerte Professor Dr. Rohde.

Influenza-Impfung

Eine Influenza-Impfung wird für COPD-Patienten empfohlen. Da der Impfstoff jährlich neu definiert wird, ist die Impfung jährlich zu wiederholen, was auch zu einem sich aufbauenden Impfschutz beiträgt.

Wichtig zu wissen: Eine Impfung kann keine akute Verschlechterung auslösen. Häufigste Nebenwirkungen sind lokale Hautreaktionen. Inzwischen kann die Influenza-Impfung auch nasal (über den Weg der Nase) verabreicht werden.

Pneumokokken-Impfung

Eine Pneumokokken-Impfung wird für COPD-Patienten empfohlen. Pneumokokken Bakterien sind häufig Erreger der Lungenentzündung (Pneumonie). COPD-Patienten haben ein 2 bis 3 fach höheres Risiko an einer Lungenentzündung zu erkranken.

Wichtig zu wissen: Ein neu zugelassener Impfstoff, der sogenannte konjugierte Impfstoff, zeigt innerhalb von Studien eine höhere Wirkung die Lungenentzündung zu vermeiden, so Professor Rhode.

Pertussis-Impfung (Keuchhusten)

Für die Keuchhusten-Impfung besteht keine spezielle Empfehlung für COPD-Patienten. Diese Impfung gehört zu den Standardimpfungen im Kindesalter. Nach 10 Jahren ist jedoch eine Auffrischung notwendig. Da eine Komplikation des Keuchhustens die Lungenentzündung ist, sollte man sich auch als Erwachsener erneut impfen lassen, z.B. zusammen mit einer Auffrischungsimpfung gegen Diphterie und Tetanus.


Atemübungen sind die Basis eines gezielten Trainings

Vortrag: Atemtherapie mit praktischen Übungen
Dr. rer. medic. Sebastian Teschler

Patienten mit COPD brauchen eine gezielte aktive Bewegungstherapie, die optimaler Weise aus Lungensport, Muskelaufbautraining, Funktionsgymnastik und der Vermittlung verschiedener Atemtechniken bestehen sollte. Dabei sind Atemübungen die Basis eines jeden Trainings, so Dr. Teschler.

Die Wirkungen, die ein gezieltes Bewegungstraining erzielen kann, sollten jeden COPD-Patienten motivieren, unter individueller Anleitung eines Physiotherapeuten aktiv zu werden:

• Vermindertes Empfinden der Atemnot
• Abnahme von Angst und Depression
• Verminderung der dynamischen Überblähung
• Verbesserte Funktion der Skelettmuskulatur

Dr. Teschler betonte, dass auch die Bewegungstherapie auch unter einer Langzeit-Sauerstofftherapie umgesetzt werden kann. Selbst Ausdauer- und Muskeltraining kann unter Kontrolle der Sauerstoffsättigung durchgeführt werden.


Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten Begleiterkrankungen bei COPD

Vortrag: COPD und mögliche Begleiterkrankungen
Professor Dr. Heinrich Worth, Fürth

Eine Reihe von Begleiterkrankungen wird bei COPD-Patienten häufiger beobachtet als bei gleichaltrigen lungengesunden Patienten. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, die ebenfalls die Lunge bzw. die Atemwege betreffen wie z.b. Bronchiektasen, Asthma, Lungenfibrose etc. aber auch um Erkrankungen außerhalb der Lunge:

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen - 51,4 %
• Diabetes mellitus - 14,3 %
• Erkrankungen der Psyche (Angstzustände, Depressionen) - 11,1 %
• Osteoporose - 7,0 %

(Daten der ACCORD-Studie)

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskulären Erkrankungen) sollte aufgrund der Häufigkeit eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werde, referierte Professor Dr. Worth. Herz und Lunge unterliegen gemeinsamen Risikofaktoren wie z.B. Alter, Tabakrauch, systemische Entzündung und Bewegungsmangel. Weiterhin kann die Überblähung des Lungenemphysems zu einem erhöhten Druck auf das Herz führen. Eine Untersuchung mittels Echokardiographie ist insbesondere bei einem höheren Schweregrad der COPD angezeigt.

Eine Studie konnte zeigen, dass bei 64 % der untersuchten Patienten ohne bekannte Herzerkrankung eine Herzveränderung im Echokardiogramm sichtbar wurde.

Auch die Ruhe-Herzfrequenz steigt mit dem Schweregrad der COPD. Wobei die Herzfrequenz 60 bis 70 Schläge pro Minute nicht übersteigen sollte, da eine erhöhte Ruhe-Herzfrequenz die Lebenserwartung bei COPD verkürzt. Ggf. gilt es den Puls medikamentös zu senken.

Gut zu wissen: Bei Patienten mit COPD und koronarer Herzkrankheit bzw. Herzinsuffizienz kann der Einsatz initial niedrig dosierter kardioselektiver Beta-Blocker unter Kontrolle der Lungenfunktion empfohlen werden.

Bei Patienten mit COPD und Bluthochdruck sollten alternative Antihypertensiva (AT1-Antagonisten, Calcium-Antagonisten, ACE-Hemmer, Diuretika) vorgezogen werden.


COPD ist nicht heilbar, aber die Situation der Symptome kann erheblich verbessert werden

Vortrag: Basiswissen: Wirkstoffgruppen zur Behandlung von COPD und Lungenemphysem
Professor Dr. Adrian Gillissen, Kassel

Die Therapieziele einer medikamentösen Therapie sind:

• die Verminderung des Fortschreitens der Erkrankung
• die Linderung der Krankheitszeichen (Luftnot)
• die Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit / Aktivität
• die Verbesserung der Lebensqualität
• die Vorbeugung von akuten Verschlechterungen (Exazerbationen)
• die Vorbeugung von Komplikationen
• die Verbesserung der Prognose

Auch wenn die COPD nicht geheilt werden kann, so kann doch die Situation der Betroffenen erheblich verbessert werden, so Professor Dr. Gillissen.

Zur Verfügung stehen folgende Medikamentengruppen:

• Medikamente zur Raucherentwöhnung wie z.B. Nikotinersatztherapie oder Medikamenten wie Vareniclin und Bupropion
• Bronchitismedikamente zur Lösung des Bronchialschleims sowohl als pflanzliche wie auch chemische Präparate. Die Empfehlungen hierzu lauten diese Medikamente nur individuell und temporär einzusetzen.
• Medikamente zur Erweiterung der Bronchien als kurzwirksame Bronchodilatatoren als Notfallmedikation und langwirksame Bronchodilatatoren zur Dauermedikation. Zu den Bronchodilatatoren zählen Beta-2-Mimetika und Anticholinergika, die einzeln oder in Kombination verabreicht werden können.
• Entzündungshemmende Medikamente, hierbei handelt es sich um inhalative Kortisonhaltige Medikamente


Wichtige Leitsätze zur medikamentösen COPD-Langzeittherapie:

• Primär: Inhalative Medikamentenanwendung
• Kurzwirksame Präparate nur für Bedarf oder Notfall nicht für die Dauertherapie
• Inhalatives Kortison:
• Nur in Kombination mit Bronchialerweiterung
• Nur wenn mehr als 1 bis 2 Exazerbationen pro Jahr vorliegen
• Roflumilast: nur wenn Exazerbationen und Bronchitissymptome vorliegen
• Schleimlöser nur zeitlich befristet einsetzen


Sauerstoffmangel spürt man nicht

Vortrag: Langzeit-Sauerstofftherapie: Voraussetzungen, Langzeitziel, korrekte Durchführung durch den Betroffenen (24Std), Flugreisen
Dr. Justus de Zeeuw, Köln

Viele Mythen herrschen um den Sauerstoff und die Langzeit-Sauerstofftherapie, schilderte Dr. de Zeeuw und zählte einige typische Erfahrungen aus der Praxis auf: „Sauerstoff macht abhängig.“ „Ich nutze den Sauerstoff einige Male am Tag für jeweils 3 bis 5 Minuten, dann wenn ich ihn eben brauche.“ „Meinem Mann muss nun endlich einmal Sauerstoff verordnet werden, er bekommt keine Luft mehr.“

Häufig wird Luftnot als Symptom des Sauerstoffmangels fehl gedeutet. Doch Sauerstoff und Luftnot sind zwei unterschiedliche Phänomene. Luftnot bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Sauerstoffmangel vorliegt, vielmehr resultiert das Symptom der Luftnot aus den mechanischen Störungen, den verengten Bronchien und der vermehrt notwendigen Muskelarbeit. Die tatsächlichen Symptome einer Luftnot sind hingegen Konzentrationsstörungen, Sehstörungen, Schwindel, bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Liegt ein nachweisbarer Sauerstoffmangel vor, so muss dieser möglichst kontinuierlich ausgeglichen werden. Ein Sauerstoffdepot bilden, also Sauerstoff tanken, kann der menschliche Körper nicht. Daher reicht eine kurzzeitige Anwendung der Sauerstofftherapie nicht aus. Wissenschaftliche Studien konnten nachweisen, dass erst ein Einsatz von 16 Stunden täglich, positive Effekte bewirkt. Die individuell notwendige Flussrate des zugeführten Sauerstoffs wird in aufwendigen Untersuchungen genauestens ermittelt und sollte exakt eingehalten werden.


Bronchoskopische Lungenvolumenreduktion sollte in einem Lungenzentrum erfolgen

Vortrag: Neue Erkenntnisse zur bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion
Professor Dr. Felix Herth, Heidelberg

Zwei unterschiedliche Therapieprinzipien werden bei einer bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion durchgeführt: blockierende Verfahren mittels Einwegventilen und nicht-blockierende Verfahren mittels Spiralen oder Dampfapplikationen.
Grundvoraussetzung für den Einsatz dieser Verfahren sind eine Überblähung (Residualvolumen - RV) von mehr als 175 %, gemessen während einer Bodyplethysmographie und ein inhomogenes Lungenemphysem, das in einer speziellen Computertomographie (HR-CT) Analyse festgestellt wird, so Professor Dr. Herth.

Um mögliche Komplikationen zu reduzieren, ist es entscheidend, die Patienten auszuwählen, bei denen eine Lungenvolumenreduktion tatsächlich sinnvoll ist, rät Professor Herth. Am ehesten sei dies in einem erfahrenen Lungenzentren möglich und er empfahl auch dort das CT durchführen zu lassen.

Bei richtiger Patientenselektion und Beachtung der Ausschlusskriterien bestehe eine Erfolgsrate von 80 %. Ziel der Lungenvolumenreduktion ist die Verkleinerung der Lunge und dadurch Verbesserung der überblähten Situation durch das Lungenemphysem.

Möglicherweise wird in Zukunft ein weiteres Verfahren, die sogenannte Targeted Lung Denervation, abgekürzt TLD, zur bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion eingesetzt.


Infektionen: Ursachen erkennen und Vorsorge treffen

Vortrag: Viren, Bakterien oder Pilze? Diagnostik und mögliche Therapieoptionen
Professor Dr. Susanne Lang, Gera

Atemwegsinfektionen können zu einer akuten Verschlechterung führen. Eine Ansteckung ist oft schwer zu vermeiden. Am erfolgreichsten sind Impfungen gegen den jeweiligen Virus- oder Bakterientyp wie die Influenza- und Pneumokokken-Impfung, so Professor Dr. Lang.

Auch Hygienemaßnahmen z.B. die Händedesinfektion oder gesundheitsbewusstes Verhalten wie z.B. Bewegung im Freien oder adäquate Kleidung kann zur Infektvermeidung beitragen.

Handelt es sich um einen Grippevirus, kann dieser durch einen Schnelltest rasch diagnostiziert werden. Bei einer frischen Grippeinfektion kann die Ausbreitung der Erreger verhindert werden. Hier werden Medikamente wie Tamiflu in Tablettenform und Relenza als Pulverinhalation eingesetzt.

Liegt eine bakterielle Infektion vor, so ist diese in erster Linie über eine Untersuchung des Sputums erkennbar. Das Sputum ist gelb oder grün verfärbt, was auch für den Patienten bereits einen Hinweis für eine mögliche Infektion aufzeigt. Die Behandlung mit Antibiotika ist für bakterielle Infektionen die wesentliche Maßnahme.

Neben Viren und Bakterien können auch Pilze Infektionen in der Lunge auslösen. Begünstigende Faktoren sind Diabetes mellitus, Blutkrebs, fortgeschrittene Tumore, Transplantationen, Immundefekte, langfristige Antibiotikatherapien und langfristige Kortisontherapien.

Patienten, die langfristig Kortison inhalieren, sollten nach der Inhalation den Mund ausspülen.
Eine Infektion mit Pilzen kann mittels antimykotischen Medikamenten meist gut behandelt werden, wenn die Infektion früh genug erkannt wird.

Fazit:

"Mit dem jährlich stattfindenden Symposium Lunge bieten wir Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit sich kostenlos, umfassend und aktuell von Fachleuten informieren zu lassen. Früherkennung und schnelles Handeln sind entscheidende Faktoren, die das weitere Voranschreiten einer COPD beeinflussen können. Zudem ist es unser Ziel dazu beizutragen, dass die COPD in der Öffentlichkeit eine breitere Wahrnehmung erfährt. Entscheidend ist, dass der Betroffene sich mit seiner Erkrankung auseinandersetzt, sich umfassend informiert, die Erkrankung akzeptiert und lernt −MIT− ihr zu leben.

“Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD-Lungenemphysem,es beginnt neu - nur auf eine andere Art und Weise als bisher“ Jens Lingemann.

Hinweis:
Eine kom­plet­te Aufze­ich­nung des 8. Sym­po­sium Lunge und der Vorträge erhal­ten Sie hier
Die Fotoreportage zur Veranstaltung können Sie hier anschauen.

Sabine Habicht und Jens Lingemann
Hattingen, 16. September 2015


© COPD-Deutschland e.V.
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symposium lunge 2015

 
Zeit

Samstag, den 12. September 2015
09:00 – 17:00 Uhr

Ort

LWL-Industriemuseum
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
– Henrichshütte in Hattingen –
Werksstrasse 31-33
45527 Hattingen
NRW

Zahlen

930 Sitzplätze
750 Parkplätze (kostenlos)
5 Busparkplätze (kostenlos)

Wichtige Hinweise für unsere Gäste

Bitte beachten Sie, dass auf dem gesamten Veranstaltungsgelände sowie im Bereich aller Ein- und Ausgänge ein striktes Rauch- und Dampfverbot gilt. Nehmen Sie bitte Rücksicht auf die Gesundheit aller Besucher.

Die kostenlose Befüllung der gängigen Flüssigsauerstoff-Mobilgeräte ist ganztägig gewährleistet.

Speisen und Getränke erhalten Sie beim Caterer gegenüber des Haupteingangs.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass in den Ausstellungszelten, in der Vortragshalle und den Workshops ein Hundeverbot gilt.

Am Tag der Veranstaltung liegen an allen Eingängen für Sie die Kongresszeitungen aus, welchen Sie sämtliche Informationen - die Veranstaltung betreffend - entnehmen können. In der Kongresszeitung ist zudem ein ausführlicher Plan des gesamten Veranstaltungsgeländes abgebildet.

Die Teilnahme am 8. Symposium - Lunge ist kostenlos.

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2015 anschauen (17:13 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2015 (Gesamtspieldauer 358 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

hier geht es weiter zur Bestellung...

dvd 2015

symposium lunge 2014

 
Zeit

Samstag, den 13. September 2014
09:00 – 18:00 Uhr

Ort

LWL-Industriemuseum
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
– Henrichshütte in Hattingen –
Werksstrasse 31-33
45527 Hattingen
NRW

Zahlen

930 Sitzplätze
750 Parkplätze (kostenlos)
5 Busparkplätze (kostenlos)

Wichtige Hinweise für unsere Gäste

Bitte beachten Sie, dass auf dem gesamten Veranstaltungsgelände sowie im Bereich aller Ein- und Ausgänge ein striktes Rauch- und Dampfverbot gilt. Nehmen Sie bitte Rücksicht auf die Gesundheit aller Besucher.

Die kostenlose Befüllung der gängigen Flüssigsauerstoff-Mobilgeräte ist ganztägig gewährleistet.

Speisen und Getränke erhalten Sie beim Caterer gegenüber des Haupteingangs.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass in den Ausstellungszelten, in der Vortragshalle und den Workshops ein Hundeverbot gilt.

Am Tag der Veranstaltung liegen an allen Eingängen für Sie die Kongresszeitungen aus, welchen Sie sämtliche Informationen - die Veranstaltung betreffend - entnehmen können. In der Kongresszeitung ist zudem ein ausführlicher Plan des gesamten Veranstaltungsgeländes abgebildet.

Die Teilnahme am 7. Symposium - Lunge ist kostenlos.

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2014 anschauen (16:57 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2014 (Gesamtspieldauer 335 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2014

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2013 anschauen (15:40 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2013 (Gesamtspieldauer 330 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2013

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2012 anschauen (12:28 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2012 (Gesamtspieldauer 330 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2012

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2011 anschauen (10:38 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2011 (Gesamtspieldauer 310 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2011

10 Jahre Symposium Lunge in Hattingen


"Entstanden aus einer Idee von Jens Lingemann, selbst Betroffener und Vorsitzender des COPD - Deutschland e.V., entsprungen aus dem Wunsch noch mehr Patienten die Möglichkeit zur Information zu bieten", so schilderte Heike Lingemann während ihrer Begrüßungsansprache des 10.Symposium - Lunge 2017 die Entwicklung der Veranstaltung. Jedes einzelne Symposium wurde mit viel Herzblut und großem Engagement geplant und durchgeführt. Immer mit dem Ziel vor Augen, dass letztendlich die Patienten die Erkrankung beherrschen und nicht die Erkrankung den Patienten.

10 Jahre Symposium - Lunge, das Jubiläum einer Veranstaltung, die bundesweit einzigartig ist und sich zu einem Magnet für Patienten, Angehörige und Interessierte entwickelt hat. Dies sei hauptsächlich möglich gewesen aufgrund des Vertrauens und der Wertschätzung der Besucher, Sponsoren und Referenten, so Heike Lingemann.

Prof. Dr. Helmut Teschler vom Westdeutschen Lungenzentrum Ruhrlandklinik, Essen der das Symposium-Lunge in Hattingen von der ersten Stunde an als Moderator und Referent begleitete verabschiedete sich. Im kommenden Jahr wird die Moderation von Professor Dr. Susanne Lang, SRH Waldklinikum, Gera, ebenfalls Referentin der ersten Stunde, übernommen.

Mehr als 2.400 Gäste aus Deutschland und den benachbarten Ländern konnten in diesem Jahr in Hattingen gezählt werden. Der weiteste Gast reiste sogar aus Australien an, da wie Prof. Teschler am Ende der Fragestunde berichtete in Australien eine ähnliche Veranstaltung nach dem Muster des Symposium-Lunge etabliert werden soll.

Insgesamt 34 Aussteller präsentierten sich, boten vielfältige Informationen und Gesundheitschecks. Auch das LuFuMobil war wieder vor Ort, um die aufwendigen Lungenfunktionsmessungen kostenfrei anzubieten. Insgesamt 94 Messungen wurden durchgeführt.

Neben der Vortragsveranstaltung in der Gebläsehalle wurden in diesem Jahr in den Nebenräumen insgesamt sechs Workshops durchgeführt bei denen die Teilnehmer die Möglichkeit hatten Ihre Fragen direkt an die durchführenden Ärzte zu richten. Es entstand ein reger Austausch zwischen den Besuchern und den Ärzten.

Atmung ist Lebenselexier

Vortrag Prof. Dr. Helmut Teschler, Essen
„Symptome und Diagnostik einer COPD mit oder ohne Lungenemphysem"

„Atmung ist Lebenselexier und feingetunt eingestellt“, so Professor Teschler. Liegt eine COPD und/oder Lungenemphysem vor, ist das System Atmung nachhaltig gestört.

Wissenschaftlich definiert ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD, als eine häufige, vermeidbare und behandelbare Erkrankung, die charakterisiert ist durch eine persistierende Obstruktion, d.h. dauerhafte Verengung, der Atemwege, die gewöhnlich progressiv, also fortschreitend, verläuft und die assoziiert ist mit einer verstärkten chronischen Entzündung in den Atemwegen und der Lunge, hervorgerufen durch Einwirkung schädlicher Partikel oder Gase. Akute Verschlechterungen (Exazerbationen) und Begleiterkrankungen
(Komorbiditäten) tragen zur Schwere der Erkrankung individueller Patienten bei.

Ein Lungenemphysem kann als irreversible „Weitung“ der unteren Atemwege bezeichnet werden. Wissenschaftlich betrachtet, sind bei einem Lungenemphysem die Lungenbläschen (Alveolen), an denen der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet, teilweise zerstört und überdehnt, so dass ihre innere Oberfläche verkleinert wird. In der Folge ist die Ausatmung erschwert, da die kleinen Bronchien, welche in die Lungenbläschen münden, in sich zusammenfallen. Außerdem kommt es zu einer zunehmenden Überblähung der Lunge - die bei Belastung zunimmt.

Zur Symptomatik von COPD/Lungenemphysem zählen vor allem Atemnot (Dyspnoe), chronischer Husten mit oder ohne Auswurf, eine reduzierte Leistungsfähigkeit, hörbare Atemnebengeräusche (Giemen) sowie häufigere oder länger anhaltende bronchiale Infekte.

Die Basisdiagnostik in Form einer einfachen Spirometrie (Lungenfunktionsmessung) führt in der Regel der Hausarzt durch. Die sogenannte Bodyplethysmographie, das derzeit bestmögliche Verfahren zur Lungenfunktionsmessung, zur weiterführenden Diagnose und Differentialdiagnose (Abgrenzung von möglichen anderen Erkrankungen) sollte durch den Lungenfacharzt (Pneumologe) vorgenommen werden.

Häufig würden vorliegende Symptome jedoch nicht intensiv genug abgefragt, formulierte Professor Teschler. Dies sei einer von vielen Gründen, warum nach wie vor eine Dunkelziffer der Betroffenen von schätzungsweise 40% vorliege. Eine weitere Problematik sei, dass begleitende Symptome oder Erkrankungen oftmals weder vom Patienten noch vom Arzt thematisiert werden. Hierzu zählen beispielsweise Angst oder Inkontinenz.

Hinsichtlich Diagnostik und Therapie der COPD zeichnen sich derzeit mehrere Entwicklungen ab. So werde vermutlich die Computertomopgraphie (CT) zukünftig der Goldstandard für die Emphysemdiagnostik werden, die medikamentöse Therapie der COPD insgesamt erfahre zudem eine immer stärkere Individualisierung, zeigte Professor Teschler auf.

Aktuelle Neuerung

Innerhalb des therapeutischen Behandlungskonzeptes bei COPD stehen Maßnahmen der Trainings-/Physiotherapie mit an oberster Stelle. Seit Ende letzten Jahres liegt ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) über eine Änderung der Heilmittel-Richtlinie im Hinblick auf die Anpassung der Regelungen zum langfristigen Heilmittelbedarf vor. Diese Änderungen ermöglichen eine Verordnung außerhalb der Regelleistungen für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen in folgenden Fällen:

Kennziffer    chronisch obstruktive Lungenkrankheiten

J44.00    chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege: FEV1< 35% des Sollwertes
J44.10    chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Exazerbation (akuten Verschlechterung), nicht näher bezeichnet: FEV1 < 35% des Sollwertes
J44.80    sonstige nicht näher bezeichnete chronische obstruktive Lungenkrankheit: FEV1 <% des Sollwerte

Wichtig zu wissen ist darüber hinaus, dass diese Verordnung das Budget des Arztes nicht belastet. Somit besteht keine Begrenzung der Verordnung für den Arzt und es ist keine Bewilligung der Krankenkasse erforderlich!

Selbsthilfe ein wichtiger Faktor in der Versorgungsstruktur

Professor Teschler hob in seinem Vortrag zudem den Stellenwert der Selbsthilfe hervor und forderte Patienten auf, sich der Selbsthilfe anzuschließen, da durch organisierte Patienten - ähnlich dem Schwarmverhalten in der Natur - mehr erreicht werden könne. So habe COPD - Deutschland e.V. beispielsweise bereits in der Vergangenheit sehr viel bewegt und sei zudem ein glaubwürdiger, verlässlicher, konstruktiver Gesprächspartner für alle Akteure aus dem Bereich des Gesundheits- und Versorgungswesens. Alleine die vielfältig herausgegebenen Ratgeber und DVDs seien inzwischen Bestseller.

Begleiterkrankungen zu wenig beachtet

Vortrag Professor Dr. Winfried J. Randerath, Solingen
„Welche Begleiterkrankungen können im Rahmen einer COPD auftreten und deren weiteren Verlauf beeinflussen?“

Bereits in der aktuellen wissenschaftlichen Definition werden Begleiterkrankungen, die mit der Erkrankung COPD einhergehen können, beschrieben - siehe Beitrag von Professor Teschler. „Im praktischen Alltag werden Begleiterkrankungen jedoch viel zu wenig beachtet. Sie stehen einfach zu wenig im Blickfeld“, berichtet Professor Randerath, Solingen.

Dies kann fatale Folgen haben, da COPD Patienten mit Begleiterkrankungen eine wesentlich schlechtere Prognose haben, so Randerath. Mit dieser Aussage wolle er keine Ängste schüren, vielmehr gelte es eine frühe Erkennung und rechtzeitige Einleitung einer Therapie als Ziel in den Fokus zu rücken.

Begleiterkrankungen bei COPD sind häufig, bedrohlich und belastend. Eine gezielte Suche ist daher notwendig. Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Mangel an Mobilität und häusliche Isolation sollten unbedingt vermieden werden. Von Begleiterkrankungen betroffen sein, können COPD Patienten in allen Stadien, wobei Patienten mit einer deutlichen Entzündung, niedrigem FEV1-Wert, schwerem Emphysem und gehäuften Krankenhausaufenthalten, die höchste Rate an Ausbruchsphasen von Begleiterkrankungen verzeichnen.

Neben der Lungenentzündung (Pneumonie) und dem Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) stellen das Herz-Kreislaufsystem betreffende Erkrankungen, den wichtigsten Faktor dar. Wobei als Ursache für das häufige Zusammentreffen mit der COPD, vorhandene, den ganzen Körper betreffende, Entzündungen derzeit wissenschaftlich diskutiert werden, die von den Atemwegen und dem Lungengewebe ausgehen und möglicherweise auch für gefäßverengende Prozesse (Arteriosklerose) verantwortlich sind.

Weitere häufig auftretende Begleiterkrankungen einer COPD sind:

Osteoporose und Muskelabbau
Diabetes mellitus
Obstruktive Schlafapnoe
Depression


Der direkte Weg zum Problem

Vortrag Dr. Thomas Voshaar, Moers
„Inhalative Verabreichung von Medikamenten - Fehlerquellen und Optimierungsmöglichkeiten"

Inhalationen bei Lungenerkrankungen seien der direkte Weg zum Problem und wirken ungefähr so schnell, wie eine Injektion in die Vene, formulierte Dr. Voshaar während seines Vortrages. Die Auswahl der Inhalationssubstanzen und Inhalationsgeräte, die in Deutschland zur Verfügung stehe, sei weltweit die größte. Dies solle man jedoch als Chance betrachten und die Möglichkeiten nicht einengen - auch wenn die Vielzahl durchaus eine Herausforderung für jeden Arzt darstelle, so Voshaar. Er betonte jedoch, dass zwar die Unterschiede der Inhalationssysteme sehr groß seien, die Unterschiede der zu inhalierenden Substanzen seien jedoch begrenzt.

Wichtig sei daher die Schulung der Patienten im Umgang mit dem individuell ausgewählten Inhalationssystem. Hier bestünden große Defizite. Die in Studien erreichten positiven Effekte bei einer kontrollierten Verabreichung der Inhalation, würden im normalen Alltag nie erreicht, was auf häufige fehlerhafte Anwendungen zurückzuführen ist.

Wie viel Wirkstoff in der Lunge ankommt hängt von verschiedenen Faktoren ab:

von der Anatomie des Rachens und Kehlkopfes - die bei jedem Menschen so individuell ist wie ein Fingerabdruck
von der Größe der inhalierten Partikel
von der Einatmungsgeschwindigkeit (Inspirationsfluss) - wobei zu beachten ist, dass mehr Wirkstoff bei einer langsamen Einatmung in die Lunge gelangt

Treibgasbetriebene Dosieraerosole

Hohe Austrittsgeschwindigkeit
Kurze Freisetzung
Langsames Inspirationsmanöver schwierig

Bei Dosieraerosolen sei wichtig, so Voshaar, dass es zwischen Inhalationssystemen mit alter FCKW-Technologie und neuer HFA (Galenik und Ventiltechnik) zu unterscheiden gelte. Bei der neueren HFA Technik sei die Inhalationwolke langsamer und breiter, sanfter und wärmer und mache keinen Kältereiz am Rachen.

Dr. Voshaar empfiehlt bei einem Dosieraerosol unbedingt die Verabreichung unter Zuhilfenahme eines Spacers. Ein Spacer erleichtert die Koordination, vermindert die Rachendeposition und erhöht die bronchiale Deposition.

Bei einem Spacer gilt zu beachten: Immer nur ein Hub im System! Dann drei langsame und tiefe Atemzüge, dann einen weiteren Hub in das System und erneut drei langsame und tiefe Atemzüge.

Respimat
Der Respimat ist das Hightec Gerät ohne Treibgas, so Voshaar. Die Sprühwolke sei sehr viel langsamer als bei einem Dosieraerosol, die Technik überragend und erleichtere zudem die Koordination.

Pulverinhalation
Bei Pulverinhalatoren handelt es sich im Prinzip um „verklebtes“ Pulver, das zunächst geteilt werden muss, bevor die Partikel an den eigentlichen Wirkort gelangen, beschreibt Voshaar. Daher muss bei einer Pulverinhalation von Beginn an sehr kräftig inhaliert werden, womit sich die Pulverinhalation gänzlich von der Inhalation eines Dosieraerosol Sprays unterscheidet.

Zunächst gilt es eine Einatmgeschwindigkeit aufzubauen, erst dann folgt ein „Klick“ und die Dosisauslösung. Patienten müssen zunächst lernen, mit welcher Atemgeschwindigkeit eingeatmet werden muss, bevor die Auslösung erfolgt. Zum Erlernen der richtigen Einatemgeschwindigkeit können spezielle Geräte, sogenannte Inhalationstrainer, eingesetzt werden.
Pulverinhalationssysteme unterteilen sich in atemzugkontrollierte Systeme mit Feedback-Mechanismen sowie Einzelkapsel-Pulverinhalationssysteme.

Düsen- und Ultraschallvernebler
Die Dauer einer Inhalation über einen Vernebler beträgt etwa 15-20 Minuten. Vernebler werden bei Kleinkindern bis zum 4. Lebensjahr eingesetzt, bei Patienten, die mit den vorab genannten Inhalationsgeräten nicht zurecht kommen, bei schwerer Exazerbation oder Anfall/Status oder die Verwendung einer freien Kombination von Wirkstoffen (und Trägerlösung).

Grundsätzlich rät Dr. Voshaar eine Inhalation niemals schnell, quasi nebenbei durchzuführen, sondern diese immer in Ruhe und konzentriert vorzunehmen. Tief einatmen und dann ganz entspannt vollkommen ausatmen. „Stellen Sie eine Liebesbeziehung zu Ihrem Inhalationssystem her.“

Pulversysteme: Vom Start weg kräftig einatmen
Kontrollsystem: So kräftig, dass gerade der „Klick“ ausgelöst wird
Kapselsysteme: Kräftig, lange und tief
Treibgassysteme: So langsam und tief wie möglich
Spacer: So langsam und tief wie möglich, mehrere Atemzüge


Cortison nur bei speziellen Patientengruppen

Vortrag Dr. Urte Sommerwerck, Wuppertal
„Cortison - Notwendigkeit, Nutzen, Nebenwirkungen“


Cortison (Cortisol) ist ein Hormon, welches vom Körper selbst in der Nebennierenrinde aus Cholesterin produziert wird. Ein Hormon ist ein Botenstoff zur Übertragung von Signalen zur Auslösung von Reaktionen im Stoffwechsel.

Corticoid ist ein Synonym für Glucocorticoid, auch Glukokortikoid geschrieben und Steroide. Synthetisch hergestellt werden können Glukokortikoide als Medikamente, die Cortison-ähnlich wirken.

Mit Cortison können alle entzündlichen Erkrankungen im Körper prinzipiell behandelt werden. Wobei Cortison keine Krankheit heilen kann, es bessert nur die aktuelle Situation einer Erkrankung. Nach Abklingen der Entzündung bzw. der Symptome muss die Therapie mit anderen Medikamenten fortgesetzt werden.

Die Wirkung von Cortison beginnt erst nach 15 Minuten bis einigen Tagen nach Einnahme, da Cortison - wie bereits aufgezeigt - als Botenstoff verschiedene Vorgänge im Körper zunächst aktiviert.

Inhalative Glukokortikoide werden bei COPD in großem Umfang eingesetzt:

COPD III, IV (C, D)
FEV1 <50 % und Exazerbation mit systemischen Steroiden (in Tablettenform) und/oder Antibiotika

Eine Langzeittherapie mit Tabletten ist nicht empfohlen, da potenziell schwerwiegende unerwünschte Wirkungen, wie z. B. die Zunahme von Lungenentzündungen, auftreten können.

ACOS - Asthma-COPD-Overlap-Syndrom

Medizinische Aspekte, die Sie wissen sollten:

Inhalative Therapie: Mund nach der Einnahme ausspülen, da Cortison leicht im Rachen hängen bleibt und Soor (Pilz) verursacht, Zähne putzen oder etwas essen
Hochdosierte Therapie: über einen kurzen Zeitraum ( z. B. maximal 14 Tage) - hier sind keine Besonderheiten von Seiten des Patienten zu beachten
Cortisonlangzeittherapie - ist bei COPD selten angezeigt:
Regelmäßige Effektivitätskontrollen durch den behandelnden Arzt
Regelmäßige Kontrollen der Nebenwirkungen (z. B. Blutzucker, Augenarzt, Gewicht)
Vermeidung Gewichtszunahme (z. B. Diät, bei Wassereinlagerungen Diuretikum)
Niemals Therapie abbrechen ohne Arztkonsultation

Empfehlungen für ärztliche Kontrollen im Falle einer Cortisonlangzeittherapie:

- Von Beginn an    - Osteoporoseprophylaxe
- Jeden Monat    - Kontrolle von Aussehen, Blutdruck

Fragen nach: Medikamenten, Rückenschmerzen, Infekten

- Alle 3 Monate    - Blutentnahme und Urinstatus
- Alle 12 Monate    - Ergometer-EKG
- DXA-Knochendichtemessung
- Röntgen-Thorax

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Cortison sind mögliche Wechselwirkungen, sprechen Sie daher immer vor einer Cortisongabe mit Ihrem Arzt über Ihre aktuelle Medikamentensituation!
Es bestehen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.
Wechselwirkungen mit NSAR/Antirheumatika/Schmerzmitteln - erhöhtes Risiko von Magen-Darm-Geschwüren
Wechselwirkung bei Patienten mit Diabetes, Herzerkrankung, Bluthochdruck
Bei Einnahme von Abführmitteln verstärkt sich der Kalium- und Magnesiumspiegel

Unterstützung der überlasteten Atemmuskulatur

Vortrag PD Dr. Thomas Köhnlein, Leipzig
„Nicht-invasive Beatmung bei COPD und Lungenemphysem“


Eine nicht-invasive, d.h. außerklinische Beatmung (NIV) über eine Maske ist in erster Linie eine Therapie der Atemmuskeln, schilderte PD Dr. Köhnlein.

Diese Therapieform kommt bei einer akuten Atemnot oder einer chronischen Atemnot zum Einsatz. Eine akute Atemnot kann durch eine Herzerkrankung bedingtes Lungenödem oder eine akut exazerbierte COPD, d.h. eine akute Verschlechterung notwendig werden. Bei dieser Indikation wird eine nicht-invasive Beatmung oftmals nur vorübergehend notwendig.

Bei Einsatz einer NIV aufgrund einer chronischen Atemnot kann die Ursache eine COPD sein oder andere Erkrankungen wie z. B. eine neuromuskuläre Erkrankung, schwere Kyphoskoliose oder ein postuberkulöses Syndrom. Ein möglicher weiterer Grund kann ein Weaning sein, d.h. die Entwöhnung von einer Beatmung mittels Tubus hin zu einer nicht-invasiven Beatmung mittels Maske.

Langfristig angewendete nicht-invasive Beatmung reduziert bei chronisch stabilen, hyperkapnischen COPD Patienten die Gesamtsterblichkeit, verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität.

Unmittelbar nach einer akut-beatmungpflichtigen Exazerbation muss im Einzelfall entschieden werden, ob und wann eine dauerhafte Beatmung eingeleitet werden soll.

Die erfassten klinischen Messungen im Beatmungsgerät könnten in Zukunft frühzeitige Hinweise auf Verschlechterung der zugrundeliegenden Erkrankung geben.

Lungenvolumenreduktion zur Verkleinerung des Lungenemphysems

Vortrag Prof. Dr. Heinrich Worth, Fürth
„Ventile, Coils, Lungenvolumenreduktion - Maßnahmen zur Verkleinerung des Lungenemphysems“

Bei Vorliegen eines schweren Lungenemphysems werden die Lungenbläschen der betroffenen Lungenareale zerstört und die Lungenlappen überblähen allmählich, so das das Atemzugvolumen abnimmt und sich der Bewegungsspielraum des Zwerchfells vermindert. Das Ausweitungsvermögen der gesünderen Areale wird geringer. Anatomisch betrachtet wird auch das Herz durch das Emphysem zusammengedrückt und dadurch dessen Pumpleistung eingeschränkt, so Professor Worth.

Die medikamentöse Therapie kann eine Überblähung verhindern. Fast noch wichtiger sind jedoch nicht-medikamentöse Maßnahmen, schildert Worth während seines Vortrages. Manchmal kann auch das Training der Atemmuskulatur hilfreich sein. Darüber hinaus sind die Effekte einer pneumologischen Rehabilitation nachweislich größer als die einer endoskopischen Lungenvolumenreduktion.

Vor jeder Lungenvolumenreduktion sollten daher zunächst alle konservativen medikamentösen und nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden.

Zur endoskopischen Lungenvolumenreduktion (LVR) stehen derzeit in ausgewiesenen Zentren die Ventilapplikation sowie Implantation von Coils zur Verfügung. Ziel der LVR ist die Verminderung der Überblähung und somit Verbesserung der Lungenfunktion sowie Funktion der Atemmuskeln. Wodurch die Atemnot unter Belastung vermindert, die Leistungsfähigkeit gesteigert und die Lebensqualität verbessert werden kann. Weitere kontrollierte Studien sind jedoch notwendig, um die Verfahren mit hinreichender Sicherheit und Wirksamkeit zu etablieren.

Verordnung einer Langzeit-Sauerstofftherapie

Vortrag Dr. Michael Westhoff, Hemer
„Medizinische Voraussetzungen zur Verordnung der Langzeit-Sauerstofftherapie und korrekte Umsetzung der Therapie durch den Patienten“

Ziel einer Sauerstofftherapie ist, das Angebot an Sauerstoff in der Lunge zu erhöhen, damit der Sauerstoffpartialdruck im Blut wieder ansteigen kann, so dass für Belastungen oder auch in Ruhephasen wieder genügend Sauerstoff zur Verfügung steht.

Darüber hinaus soll die Atemmuskulatur entlastet und die Verengung der Blutgefäße aufgrund des Sauerstoffmangels in den Atemwegen gemindert werden. Das hat zur Folge, dass die Lungenbezirke wieder besser durchblutet und das Herz entlastet wird.

Verordnung einer Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) bei COPD Patienten in Ruhe:
pO2 < 55 mmHg (Sauerstoffpartialdruck)
pO2 55-60 mmHg und Cor pulmonale (Herzbelastung durch Lungenhochdruck)/Polyglobulie („dickes Blut“, Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen)
Als arterieller Sauerstoffpartialdruck (pO2 oder paO2) wird der Teildruck (Partialdruck) des im Blut gelösten Sauerstoffs als Anteil am Gesamtdruck aller im Blut gelösten Gase bezeichnet. Der Sauerstoffpartialdruck ist wichtig für den Sauerstofftransport des Blutes.

Die Diagnostik erfolgt in Form einer Sauerstoffsättigungsmessung (Pulsoximeter) und einer Blutgasanalyse (BGA) in Form einer Belastungs-Blutgasanalyse und einer nächtlichen Blutgasanalyse über das Ohrläppchen.

Schwieriger wird die Entscheidung hinsichtlich einer Verordnung einer LOT, wenn Patienten nur in der Nacht oder aber unter Belastung einen Sauerstoffmangel entwickeln. Derzeit liegen hierzu keine eindeutigen wissenschaftlich fundierten Empfehlungen vor. Neuere Leitlinien halten bei einem alleinigen und nur mäßigen Sauerstoffmangel in der Nacht und ebenso einem Sauerstoffmangel nur unter Belastung die Verordnung einer LOT für nicht erforderlich.

Bei akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) erfolgt keine regelhafte LOT-Verordnung.

Viren und Bakterien sind „Wegbereiter“

Vortrag Prof. Dr. Susanne Lang, Gera
„Impfprophylaxe, Pneumokokken, Grippeschutz und weitere Impfungen“


Nachweislich führen Atemwegsinfekte zu mehr Notfallbehandlungen als andere chronische Erkrankungen. Etwa die Hälfte aller Exazerbationen bei COPD gehen mit viralen oder bakteriellen Infekten einher. Grund genug also, alle vorbeugenden Maßnahmen einer Vorbeugung zu ergreifen.

Maßnahmen, die die körpereigene Abwehr stärken:
regelmäßig Sport und Bewegung
Kneippsche Anwendungen wie z. B. Sauna/Wechselduschen
Schutzimpfungen (z. B. Grippeschutzimpfung jährlich im Herbst!)
Antioxidantien (z. B. Vitamin C, Vitamin E)
Phytoptherapeutika (z. B. Extrakt aus Echinacea purpurea, Contramutan)
Immunstimulantien (z. B. Broncho Vaxom, Luivac)

Für COPD Patienten werden grundsätzlich die Impfung gegen Grippe (jährlich Oktober/November) und gegen Pneumokokken empfohlen.

Durch eine Grippeimpfung kann das Risiko an Grippe zu erkranken bei Patienten mit COPD bis zu 7fach gesenkt werden. Die Wirksamkeit einer Pneumokokkenimpfung wird mit 50-70% angegeben.

Hinsichtlich der Pneumokokkenimpfung empfiehlt Professor Lang zuerst den Impfstoff Prevenar13 zu verabreichen und dann Pneumovax, da sich gezeigt habe, dass die Immunantwort auf eine Impfung mit dem Polysaccharidimpfstoff nach einer vorherigen Impfung mit der Konjugatvakzine deutlich größer sei, als nach einer Vorimpfung mit dem Polysaccharidimpfstoff.

Mögliche weitere Impfungen
Keuchhusten (Pertussis), Wirksamkeit 80-90 Prozent, höchstens 10 Jahre
Erwachsene sollen die nächste fällige Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung erhalten.
Act-HibR-Impfstoff (Haemophilus-Influenzae-Typ-b (Hib)
Ab einem Alter von 5 Jahren ist eine Hib-Impfung nur in Ausnahmefällen indiziert z. B. nach Entfernung der Milz
RSV-Impfung - Impfstrategien gegen RSV Infektionen

...unsere Analyse zeigte, dass es effektiver ist, Kinder unter 5 Jahren zu impfen, um RSV Infektion bei Kindern und älteren Menschen zu verhindern, als direkt ältere Menschen gegen RSV zu impfen...

Unerwünschte Impfreaktionen sind insbesondere kurzfristige, leichtere Lokal- und Allgemeinreaktionen wie Schmerzen an der Injektionsstelle oder grippeartige Beschwerden.

„Manchmal habe ich das Gefühl anderen beim Leben zuzusehen...“

Dr. Tessa Schneeberger, Schönau
„ COPD: Auswirkungen auf Alltag, Psyche und Lebensqualität...nicht nur im fortgeschrittenen Stadium“


Eine Patientin von Dr. Schneeberger brachte es auf den Punkt, sie schilderte, dass sie sich "...manchmal so fühle, als ob sie anderen beim Leben zuschaue...“. Psychische Begleitsymptome bei COPD-Patienten sind ein gänzlich unterschätztes Phänomen und können erheblichen Einfluss auf Krankheitsverlauf, Lebensqualität und Gesamtprognose des Betroffenen haben.

Neben Angststörung (allgemein/krankheitsspezifisch), Panikstörung und Depressivität/Depression spielt das Schamgefühl in Zusammenhang z. B. mit einer Sauerstofftherapie, den Krankheitssymptomen Atemnot, Husten, Auswurf etc. und dem „Image“ von COPD eine wichtige Rolle.

Erste Untersuchungen dokumentieren, dass bis zu 80% der COPD Patienten depressive Symptome aufweisen. Wobei Angst und Depression keine Frage des COPD-Stadiums, sondern in allen Stadien gleichermaßen vertreten sind. Auch sogenannte End of Life (EoL) Ängste bei COPD sind unabhängig vom COPD-Stadium. 69 % der untersuchten Patienten gaben jedoch an, dass sie noch nie mit jemandem über diese Ängste gesprochen hätten.

Hauptsymptom bei COPD ist eindeutig die Atemnot. Atemnot und Angst können kaum voneinander getrennt betrachtet werden und läuten in der Regel den Teufelskreis der Angst im Alltag ein: die Inaktivitätsspirale. Denn Atemnot bei Belastung, verbunden mit Angst vor Atemnot, führt zu körperlicher Schonung, dies wiederum zu abnehmender Kondition und letztendlich zu noch mehr Atemnot und einem stetigen Leistungsabfall.

Von der aktuellen GOLD-Leitlinie aufgezeigte Auswege aus diesem Teufelskreis können eine pneumologische Rehabilitation, eine Verhaltens- und Entspannungstherapie sein.

Auch Angehörige und Lebenspartner sollten nicht vergessen. Einerseits leiden sie ebenfalls unter den Ängsten und der Atemnot ihrer Partner, andererseits stellen sie einen wichtigen Motivationsfaktor dar. Untersuchungen konnten zeigen, dass COPD Patienten mit einem körperlich aktiven Partner, selbst ebenfalls wesentlich aktiver sind.

Gleichermaßen haben soziale Bindungen Einfluss auf die körperliche und psychische Lebensqualität. Die Teilnahme an einer Selbsthilfe- und/oder Lungensportgruppe fördert die soziale Einbindung erheblich.

Praktische Übungen zum Mitmachen

Dr. rer. medic. Sebastian Teschler, Essen
Atemtherapie und Lungensport


Bewegung - trotz Atemnot - ist ein Erfolgsfaktor bei COPD. Regelmäßiger Sport und Bewegungsübungen können den bereits beschriebenen Teufelskreis jedoch deutlich verlangsamen. Wie dies funktioniert zeigte in diesem Jahr Dr. Teschler und Frau Finger mit praktischen Übungen zum Mitmachen.

Ausgerichtet wird das Training stets an die individuelle persönliche Leistungsfähigkeit.

Individuelle Fragestunde

Auch in diesem Jahr zeigte sich einmal mehr, welchen Stellenwert die Möglichkeit individuelle persönliche Fragen zu stellen, bei den Teilnehmern des Symposiums Lunge einnimmt. Selbst nach einem langen Tag mit Vorträgen und Workshops war der Saal um 16.00 Uhr noch mehr als zur Hälfte höchst interessierter Gäste gefüllt. Dabei reichten die Themen vom Reflux über die Entzündung, die Inhalation bis zum operativen Eingriff und der Indikation Schlafapnoe bis zu Bronchiektasen.

Workshops

Neben der Vortragsveranstaltung in der Gebläsehalle wurden insgesamt sechs Workshops angeboten, mit der Möglichkeit von noch mehr Interaktion zwischen Vortragendem und Teilnehmern. Alle Workshops wurden intensiv besucht, die Veranstaltungsräume waren gut gefüllt. Rege Diskussionen mit den Referenten fanden statt, die sich oftmals weit über den eigentlichen Zeitrahmen hinauszogen.

Hinweise:

Den 22 minütigen Filmbeitrag können Sie hier anschauen.

Ein Videomitschnitt des gesamten 10. Symposium-Lunge ist ca. ab Ende Oktober 2017 erhältlich und kann dann als DVD beim Veranstalter bestellt werden.

Die Planung für das 11. Symposium Lunge welches am Samstag, den 01. September 2018 wie gewohnt in Hattingen stattfinden wird, ist so gut wie abgeschlossen. Alle bereits verfügbaren Informationen entnehmen Sie bitte den Kongresswebseiten die in den kommenden Monaten fortlaufend erweitert werden.


Sabine Habicht und Jens Lingemann
Hattingen, 01. Oktober 2017

© COPD-Deutschland e.V.
Der Abdruck bzw. die Weiterverwertung dieses Artikels oder Teilen daraus in Print/Onlinemedien bedürfen der vorherigen schriftlichen Genehmigung des COPD-Deutschland e.V. und sind nur mit der oben genannten Quellangabe gestattet.


Kurzfassung:

Die Patienten sollen die Erkrankung beherrschen und nicht die Erkrankung die Patienten

Momentaufnahmen

Es ist 09.10 Uhr, ich bin früh dran. Der Einlass begann vor wenigen Minuten, die Vortragsveranstaltung geht um 10.30 Uhr los. Meinen Irrtum erkenne ich, als ich Richtung Haupteingang um die Ecke zum Parkplatz biege, denn dieser ist bereits fast bis zum letzten Platz gefüllt. Ich sehe das LuFuMobil, es steht, wie bereits in den vergangenen Jahren, wieder den ganzen Tag für kostenfreie Lungenfunktionsmessungen zur Verfügung. Erstaunlich, auch hier hat sich schon eine lange Schlange Wartender gebildet.

Die Autokennzeichen spiegeln wieder, dass die Besucher aus ganz Deutschland aber auch aus Österreich und der Schweiz kommen. Später erfahre ich, dass der Gast mit der weitesten Anreise aus Australien stammt - mit dem Ziel, eine ähnliche Veranstaltung wie das Symposium Lunge in Australien zu etablieren.

Im Vortragssaal werden erste Plätze eingenommen. Die Gänge in den Ausstellungszelten mit insgesamt 34 Ausstellern sind dicht gefüllt mit Menschen. Angeregt werden Gespräche geführt, Informationen gesammelt. Auch rund um die Gebläsehalle des Industriemuseums in der Henrichshütte in Hattingen bewegen sich die Besucher - einzeln oder in Gruppen, Paare, sogar Familien sind erkennbar, in einen Austausch vertieft oder bei einer morgendlichen Tasse Kaffee. Rollatoren, Sauerstoffgeräte prägen das Bild, doch diese Hilfsmittel gehören hier ganz selbstverständlich dazu.

Mitten unter den Besuchern entdecke ich einige Referenten wie beispielsweise Professor Helmut Teschler, Essen, Professor Susanne Lang, Gera und Dr. Thomas Voshaar, Moers. Sie nehmen Blickkontakt mit teilnehmenden Patienten auf, signalisieren Nahbarkeit und Gesprächsbereitschaft - eine entspannte Situation des Miteinanders. Auch die Gesprächspartner an den Ausstellerständen sind hochkarätig, so erkenne ich Martin Leibl, Chefarzt der Nordseeklinik Westfalen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Zu Beginn der Vortragsveranstaltung ist der Gebläsesaal mehr als gut gefüllt. Heike Lingemann, die gemeinsam mit Ihrem Mann das Symposium Lunge organisiert, begrüßt die Teilnehmer und lässt die vergangenen Jahre Revue passieren. Aus einer Idee von Jens Lingemann, selbst COPD und Lungenemphysem-Betroffener und Vorsitzender des COPD - Deutschland e.V. ist das Symposium Lunge entwickelt worden, getrieben von dem Wunsch nach mehr Information für Patienten. Doch ohne die Unterstützung und Wertschätzung der Referenten sei eine Veranstaltung dieser Größenordnung nicht möglich, so Heike Lingemann. Jedes einzelne Symposium Lunge sei mit ganz viel Herzblut entwickelt worden, immer mit dem Ziel, dass letztendlich die Patienten die Erkrankung beherrschen und nicht die Erkrankung die Patienten.

In der Pause komme ich ins Gespräch mit einigen Teilnehmern. Angelika Uher ist Selbsthilfegruppenleiterin aus Ingolstadt und seit neun Jahren Langzeit-Sauerstoffpatientin. Sie besucht regelmäßig das Symposium Lunge und ist immer wieder begeistert. Sie hebt die für Patienten verständlichen Vorträge besonders hervor und den wichtigen Austausch der Betroffenen untereinander.

Margot Weise ist aus Hemer angereist. Vom Symposium Lunge hat sie über das Internet erfahren. Bereits vor mehr als 10 Jahren wurde bei ihr COPD diagnostiziert. Anfangs konnte sie sich mit der Erkrankung gut arrangieren, doch jetzt bemerkt sie immer mehr Einschränkungen durch die Atemnot. In der eigenen Familie findet sie momentan nicht wirklich Unterstützung, vorzustellen was COPD bedeutet, fällt schwer. Situationen in denen ihr Mann ihr buchstäblich „davonrennt“ und Margot Weise nicht mehr mithalten kann, sind fast täglich und machen mutlos. Viel Zeit, um die Erkrankung ausführlich zu erläutern, habe ihr Hausarzt nicht, daher hat Margot Weise das Bedürfnis, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, um von anderen Erfahrungen zu profitieren. Ihre Erwartungen an das Symposium Lunge haben sich mehr als erfüllt, sie ist begeistert und verbringt den ganzen Tag in Hattingen. „Ich habe schon so viel erfahren, viel mehr als ich zu hoffen gewagt habe.“ Nun will sie sich im Internet in der Mailingliste der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland anmelden, denn in ihrer Nähe gibt es derzeit keine Selbsthilfegruppe.

Mehr als 2.400 Gäste haben das diesjährige Symposium Lunge besucht - vor allem Betroffene, aber ebenso viele Angehörige, sowohl Ehepartner, wie auch Kinder von Betroffenen. Eine nicht unerhebliche Zahl von Physiotherapeuten und sogar Ärzten war ebenfalls anzutreffen.

Beeindruckend auch, dass nach einem langen Tag voll von Information und Austausch die Gruppe derer, die zur Beantwortung der individuellen Patientenfragen noch vor Ort waren, außergewöhnlich groß war. Gegen 17.00 Uhr war der Gebläsesaal immer noch zur Hälfte gefüllt.

Das Fazit lautet somit, der Informationsbedarf ist nach wie vor enorm groß.
Wir freuen uns somit auf das 11. Symposium Lunge am 01. September 2018.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung auf DVD ist ca. ab Ende November 2017 erhältlich.

Sabine Habicht
Lindau, 05. September 2017


© COPD-Deutschland e.V.
Der Abdruck bzw. die Weiterverwertung dieses Artikels oder Teilen daraus in Print/Onlinemedien bedürfen der vorherigen schriftlichen Genehmigung des COPD-Deutschland e.V. und sind nur mit der oben genannten Quellangabe gestattet.

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2009 anschauen (06:30 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2009 (Gesamtspieldauer 275 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2009

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2008 anschauen (07:21 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2008 (Gesamtspieldauer 220 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2008

symposium lunge 2017

 
Zeit

Samstag, den 02. September 2017
09:00 – 17:00 Uhr

Ort

LWL-Industriemuseum
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
– Henrichshütte in Hattingen –
Werksstrasse 31-33
45527 Hattingen
NRW

Zahlen

930 Sitzplätze
750 Parkplätze (kostenlos)
5 Busparkplätze (kostenlos)

Wichtige Hinweise für unsere Gäste

Bitte beachten Sie, dass auf dem gesamten Veranstaltungsgelände sowie im Bereich aller Ein- und Ausgänge ein striktes Rauch- und Dampfverbot gilt. Nehmen Sie bitte Rücksicht auf die Gesundheit aller Besucher.

Die kostenlose Befüllung der gängigen Flüssigsauerstoff-Mobilgeräte ist ganztägig gewährleistet.

Speisen und Getränke erhalten Sie beim Caterer gegenüber des Haupteingangs.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass in den Ausstellungszelten, in der Vortragshalle und den Workshops ein Hundeverbot gilt.

Am Tag der Veranstaltung liegen an allen Eingängen für Sie die Kongresszeitungen aus, welchen Sie sämtliche Informationen - die Veranstaltung betreffend - entnehmen können. In der Kongresszeitung ist zudem ein ausführlicher Plan des gesamten Veranstaltungsgeländes abgebildet.

Die Teilnahme am 10. Symposium - Lunge ist kostenlos.

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2017 anschauen (21:47 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2017 (Gesamtspieldauer 371 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2017

Hier können Sie den Filmbeitrag zum Symposium - Lunge 2018 anschauen (23:17 Min)

Die DVD zum Symposium-Lunge 2018 (Gesamtspieldauer 334 Minuten)
kann beim COPD - Deutschland e.V. gegen eine Schutzgebühr von 5,00 €uro bestellt werden

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DVD zum Symposium Lunge 2018