COPD und Medikamente

Das Antidepressivum Mirtazapin galt als vielversprechendes Mittel gegen Atemnot bei chronischen Lungenkrankheiten. In einer internationalen klinischen Phase-3-Studie enttäuschte der Wirkstoff jedoch.

Atemnot kann bei verschiedenen Lungenkrankheiten auftreten. Mirtazapin, welches viele Menschen gegen Depressionen einnehmen, konnte Beobachtungen zufolge die Atemnot sowie häufig gleichzeitig auftretende Angstgefühle verbessern.

In einer Phase-3-Studie, die an 16 Zentren in sieben Ländern (u.a. Deutschland) durchgeführt wurde, überprüften Forschende nun die Wirksamkeit bei 225 Erwachsenen mit schwerer Atemnot und

Das Forschungsteam konnte keine Unterschiede in der Atemnot zwischen der Mirtazapin- und der Kontrollgruppe feststellen.

Allerdings traten bei 64 Prozent der Menschen, die das Medikament erhalten hatten, unerwünschte Nebenwirkungen auf. In der Placebo-Gruppe waren es 40 Prozent.

Demnach verbessert Mirtazapin schwere Atemnot bei COPD und interstitiellen Lungenkrankheiten nicht. 

Andererseits kann es aber unerwünschte Nebenwirkungen entfalten.

Den Forschenden zufolge ist daher Mirtazapin nicht als Medikament gegen Atemnot zu empfehlen.

Bereits seit 2017 ist das Biologikum bei anderen entzündlichen Erkrankungen im Einsatz. Nun folgte die Zulassung für die Behandlung der COPD.

Dupilumab können Erwachsene mit COPD erhalten, die  

  • eine erhöhte Anzahl an Eosinophilen (eine bestimmte Art weißer Blutkörperchen) im Blut aufweisen und 
  • bei denen die Erkrankung durch eine Kombination aus langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika (LABA), einem langwirksamen Anticholinergika (LAMA) und gegebenenfalls einem Cortison-Spray nicht ausreichend unter Kontrolle ist. 

Der Antikörper wird zusammen mit weiteren Medikamenten zur Erhaltungstherapie eingesetzt. Zur Behandlung von akuten COPD-Symptomen oder Krankheitsverschlechterungen darf Dupilumab nicht eingesetzt werden.

Dupilumab verbesserte den beiden Zulassungsstudien zufolge die Lungenfunktion, gemessen an der Einsekundenkapazität FEV1. Außerdem traten statistisch eindeutig (signifikant) weniger mittelschwere und schwere Exazerbationen auf.

Dupilumab ist als Fertigspritze oder Fertigpen zur einmaligen Anwendung erhältlich. 

Das Medikament ist für die Langzeitbehandlung gedacht.

Die meisten Patienten mit Asthma inhalieren gegen Atemwegsbeschwerden ein Cortisonspray. Grundsätzlich sind Nebenwirkungen dieser Präparate im Vergleich zu OCS (oralen Glucocorticosteroiden), die in Tablettenform eingenommen werden, selten bzw. gering ausgeprägt und weniger schwerwiegend, da das Cortison beim Inhalieren zielgerichtet in der Lunge ankommt und somit nur sehr geringe Mengen an Cortison in den Blutkreislauf und den Körper gelangen. Allerdings können inhalative Cortisonpräparate Heiserkeit hervorrufen. Einige Patienten fragen sich dann, ob sie das Spray trotzdem bedenkenlos weiter anwenden können oder es lieber sofort absetzen sollten.

Bevor man einem schwer Kranken mit quälender Atemnot Opioide verschreibt, sollten andere Therapiemöglichkeiten, etwa die nicht-invasive Beatmung, ausgereizt sein.

Opioide sind probate Mittel gegen schwere Atemnot, nicht nur bei Tumorleiden. Allerdings wirken sie nicht bei jeder Form von Dyspnoe. Außerdem besteht die Gefahr der Abhängigkeitsentwicklung, die man durchaus ernst nehmen sollte.

Die Zulassung für Opioide umfasst die Behandlung starker Schmerzen, aber nicht den Einsatz bei Dyspnoe, betonte Dr. ­Susanne ­Riha vom Fachkrankenhaus Coswig. In der S3-Leitlinie Palliativmedizin wird er empfohlen und ist damit fachlich abgesichert – allerdings nur für unheilbar Krebskranke. Bei schwer kranken Patienten mit Atemnot anderer Ursache, etwa COPD, braucht man eine sorgfältige Aufklärung und Dokumentation, um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen.

Mit Trixeo Aerosphere kommt eine Dreifach-Kombination bestehend aus Formoterol, Glycopyrronium und Budesonid für die Erhaltungstherapie von COPD auf den deutschen Markt. Lunge. Nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im Oktober 2020 die Zulassung für Trixeo Aerosphere der Firma AstraZeneca empfohlen hatte, wurde das Arzneimittel am 14. Dezember 2020 von der Europäischen Kommission zugelassen. Das Medikament wird zum 1. März 2021 auf dem deutschen Markt verfügbar sein.
Einen Überblick, welche Medikamente aktuell und künftig gegen COPD zur Verfügung stehen, gibt Priv.-Doz. Dr. med. Michael Westhoff, Chefarzt der Lungenklinik Hemer, in seinem online-Vortrag auf dem virtuellen Symposium Lunge am 4.9.2021. Medikamente stellen einen wesentlichen Bestandteil in der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) dar. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl pharmakologischer Substanzen mit sich daraus ergebenden Kombinationsmöglichkeiten.
Es gibt nach Einschätzung der Verfasser keinen Grund, Infarktpatienten mit COPD die Betablocker vorzuenthalten. Selbst bei schwerer COPD scheinen Betablocker sicher zu sein. Es gibt also keinen Grund, den Lungenkranken nach einem Myokardinfarkt diese Arzneimittel vorzuenthalten. Auch Herzinfarktpatienten mit COPD lassen sich unbeschadet mit einem Betablocker therapieren. Ein erhöhtes Risiko für akute Exazerbationen der Lungenerkrankung ist bei ihnen nicht zu befürchten, wie eine Kohortenstudie aus Dänemark ergab. Eingeschlossen in die Untersuchung waren fast 11 000 COPD-Kranke, die wegen eines ersten Myokardinfarkts stationär behandelt wurden. Im Jahr nach dem Ereignis erlitten 35 % von ihnen zumindest eine pulmonale Exazerbation, 65 % bekamen laut Rezeptdaten einen Betablocker.