COPD und Medikamente

Einen Überblick, welche Medikamente aktuell und künftig gegen COPD zur Verfügung stehen, gibt Priv.-Doz. Dr. med. Michael Westhoff, Chefarzt der Lungenklinik Hemer, in seinem online-Vortrag auf dem virtuellen Symposium Lunge am 4.9.2021. Medikamente stellen einen wesentlichen Bestandteil in der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) dar. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl pharmakologischer Substanzen mit sich daraus ergebenden Kombinationsmöglichkeiten.
Mit Trixeo Aerosphere kommt eine Dreifach-Kombination bestehend aus Formoterol, Glycopyrronium und Budesonid für die Erhaltungstherapie von COPD auf den deutschen Markt. Lunge. Nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im Oktober 2020 die Zulassung für Trixeo Aerosphere der Firma AstraZeneca empfohlen hatte, wurde das Arzneimittel am 14. Dezember 2020 von der Europäischen Kommission zugelassen. Das Medikament wird zum 1. März 2021 auf dem deutschen Markt verfügbar sein.
Es gibt nach Einschätzung der Verfasser keinen Grund, Infarktpatienten mit COPD die Betablocker vorzuenthalten. Selbst bei schwerer COPD scheinen Betablocker sicher zu sein. Es gibt also keinen Grund, den Lungenkranken nach einem Myokardinfarkt diese Arzneimittel vorzuenthalten. Auch Herzinfarktpatienten mit COPD lassen sich unbeschadet mit einem Betablocker therapieren. Ein erhöhtes Risiko für akute Exazerbationen der Lungenerkrankung ist bei ihnen nicht zu befürchten, wie eine Kohortenstudie aus Dänemark ergab. Eingeschlossen in die Untersuchung waren fast 11 000 COPD-Kranke, die wegen eines ersten Myokardinfarkts stationär behandelt wurden. Im Jahr nach dem Ereignis erlitten 35 % von ihnen zumindest eine pulmonale Exazerbation, 65 % bekamen laut Rezeptdaten einen Betablocker.
Die Inhalation von intakter langkettiger Hyaluronsäure könnte sich positiv auf die Behandlung einer schweren akuten Verschlechterung (Exazerbation) der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt eine kleine Pilotstudie des amerikanischen National Institutes of Health NIH im Fachmagazin Respiratory Research. Hyaluronsäure, oder auch Hyaluron, ist ein Zuckermolekül und wichtiger Bestandteil des natürlichen Bindegewebes, indem es sozusagen als Gerüst für Zellen dient. Unter anderem wird Hyaluron auch in der Kosmetikindustrie als Hautbefeuchter oder als Nasenspray zur Befeuchtung der Luftwege verwendet.

Akute Atemwegsinfekte lassen eine COPD exazerbieren. Professor Dr. Claus Vogelmeier­, Chef der Pneumologie am Universitätsklinikum Marburg, erklärt, warum es wichtig ist, bei den Patienten neben Grippe- und Pneumokokken- auch den Pertussis­impfschutz aufzufrischen.

Die Einnahme von synthetischen Cannabinoiden ist bei älteren COPD-Patienten mit einer erhöhten Sterberate assoziiert. Synthetische Cannabinoide wie Nabilon und Dronabinol erhöhen womöglich das Sterberisiko bei älteren COPD-Patienten. Vorsicht ist daher angebracht.

Der Einsatz inhalativer Kortikosteroide auch bei milder COPD ist weit verbreitet und birgt mehr Risiken als Nutzen. Auf dem virtuellen ERS Kongress 2020 beschäftigten sich zwei Vorträge mit dem richtigen Ein- und Absetzen der inhalativen Kortikosteroide bei COPD.
COPD Diagnose
Hintergrund

Die Frage, ob es ein Problem mit inhalativen Kortikosteroiden (inhaled corticosteroids [ICS]) bei der Behandlung der COPD gibt, beantwortete der Vorsitzende der Respirations-Forschung der British Lung Foundation Professor Dr. James D. Chalmers von der Universität Dundee auf dem virtuellen ERS Kongress 2020 mit einem klaren Ja. Die gute Nachricht sei allerdings, so Chalmers, dass die Zahl der Verschreibungen langsam sinke. Im Vereinigten Königreich machten die inhalativen Kortikosteroide 2005 noch 77% der Erhaltungstherapie bei COPD aus. Bis 2015 sank dieser Anteil allmählich auf 47%. „Aber das ist immer noch zu viel, weil die Medikamente nicht sinnvoll verschrieben werden,“ erklärte Chalmers.
Unnötige Therapieeskalation